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Credit: DLR

Köln, 27. Januar 2015 — Noch nie zuvor konnten Planetenforscher den Zwergplaneten Ceres aus dieser Nähe sehen: Aus lediglich 237.000 Kilometern Entfernung hat die deutsche Kamera an Bord der Raumsonde Dawn den Zwergplaneten am Sonntag ins Visier genommen, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag mit. Stattliche 43 Pixel breit sei der kugelförmige, eisige Asteroid auf der Aufnahme, die erstmals Details zeige, die selbst auf den bisherigen Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble nicht zu erkennen gewesen seien. „Wir sehen große,  fast den gesamten Zwergplaneten umspannende Strukturen. Auch wenn man noch nicht genau sagen kann, um was es sich dabei handelt, ist doch klar, dass gewaltige Prozesse die Oberfläche von Ceres verändert haben“, sagte Ralf Jaumann, Planetenforscher und Mitglied im Dawn-Team. „Mit jeder neuen Aufnahme werden wir von nun an weitere Hinweise darauf erhalten, was uns bei unserer Ankunft am 6. März dieses Jahres bei Ceres erwartet.“ 

Bisher hielt das Weltraumteleskop Hubble den Rekord, wenn es um die beste Sicht auf den Zwergplaneten Ceres ging – es nahm den Himmelskörper zwischen Dezember 2003 und Januar 2004 auf und zeigte damals bereits unterschiedlich helle und dunkle Regionen sowie einen bisher noch nicht erklärten weißen Fleck auf Ceres. Doch nun hat die Kamera an Bord der Dawn-Sonde die Nase vorn: „Unsere Aufnahmen übertreffen die bisherigen Hubble-Bilder in der Auflösung um mehr als 30 Prozent“, betonte Jaumann. In der südlichen Hemisphäre seien einige sehr dunkle Merkmale in einer insgesamt dunkleren Region zu sehen. „Zu erkennen ist eine globale Struktur, bei der es sich vermutlich um eine Reihe von großen, seltsam angeordneten Einschlagskratern handelt.“ Auch sei der bereits bekannte helle Fleck in etwa 90 Grad Entfernung von dieser Struktur zu erkennen.

Mit den Ergebnissen der Dawn-Mission könnte es den Planetenforschern gelingen, mehr über die Geburt der Planeten vor 4,5 Milliarden Jahren zu erfahren. Asteroiden sind Bausteine eines Planeten, der nie fertiggestellt wurde. In der Nähe des Jupiters sorgten nämlich dessen Gravitationskräfte dafür, dass die einzelnen Fragmente immer wieder auseinander brachen und keine vollständigen Planeten entstehen konnten. 

Das Ergebnis ist der Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars – mit seinen größten Körpern Vesta, Pallas und Ceres, drei der besterhaltenen embryonalen Planeten in unserem Sonnensystem. Ceres ist der erste Zwergplanet überhaupt, den eine Sonde aus dem Orbit untersucht. Mit einem Durchmesser von fast 1.000 Kilometern ist der Himmelskörper der Rekordhalter im Asteroidengürtel und wurde 2006 von der Internationalen Astronomischen Vereinigung in die neue Kategorie der Zwergplaneten eingeordnet. Und er könnte unter einer Eiskruste ein Geheimnis verbergen – eine dicke Schicht aus Wasser, vermutet Jaumann. „Wir sind bisher noch nie um solch einen Himmelskörper geflogen“, fügte er hinzu. „In Ceres ist vermutlich die Anfangsphase der Planetenentstehung konserviert – ähnlich wie uns eine Fliege im Bernstein die Geschichte urzeitlicher Insekten erzählt.“

(c) Gerhard Kowalski

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