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Credit: Roskosmos

Baikonur, 3. Juli 2015 — Die weltweite Raumfahrtgemeinde kann aufatmen. Nach zwei Fehlstarts in den vergangenen beiden Monaten ist ein russisches Frachtraumschiff mit knapp 2,4 Tonnen Nachschub an Bord auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Progress M-28M stieg am Freitag um 6.55 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer Sojus-U-Trägerrakete problemlos vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan auf, teilte die Weltraumbehörde Roskosmos mit. Die Ankopplung ist für Sonntagmorgen geplant. 

Eigentlich sollte der Start erst am 6. August stattfinden. Doch wegen des Absturzes von Progress M-27M Anfang Mai wurde er vorgezogen. Aus Sicherheitsgründen kommt diesmal deshalb wieder die alte U-Version des Sojus-Trägers zum Einsatz, die als besonders zuverlässig gilt. Bei der neuen 2.1a-Version des Vorgängers waren Probleme mit der dritten Raketenstufe  aufgetreten, so dass der Frachter nicht seine geplante Umlaufbahn erreichte. 

Die Nutzlast von Progress M-28M ist indes weitgehend identisch: Treibstoff, Trinkwasser, Sauerstoff, Lebensmittel, wissenschaftliche Geräte, Ersatzteile und Verbrauchsmaterial. Allerdings wurde der Lebensmittelanteil um rund 100 Kilogramm aufgestockt, um den „Lieferausfall“ vom Mai etwas zu kompensieren. 

141 Kilogramm Nachschub werden für die USA auf die Umlaufbahn gebracht. Darunter befinden sich aber keine Güter, die etwa nach dem Absturz des privaten US-Frachters Dragon vom Sonntag zusätzlich in die Ladeliste aufgenommen worden wären. Dazu wäre nach russischen Angaben auch die Zeit zu kurz gewesen, selbst wenn die Amerikaner einen solchen Wunsch geäußert hätten.

Roskosmos hat indes der US-Luft- und Weltraumbehörde NASA das Angebot gemacht, für sie zusätzliche Gütertransporte zur ISS zu übernehmen, sollten die amerikanischen Frachter für längere Zeit ausfallen. Experten gehen davon aus, dass der nächste Dragon-Start erst Anfang nächsten Jahres stattfinden kann, weil noch die genauen Ursachen für den Fehlschlag ermittelt werden müssen, die offenbar in der zweiten Raketenstufe zu suchen sind. Zur Erinnerung: Bereits im Oktober 2014 war eine Antares-Rakete mit dem Cygnus-Frachter des Orbital-Konzerns beim Start explodiert, so dass sich auch dieses Programm verzögert.

Die Sojus-2.1a ist derzeit noch für den Einsatz bei ISS-Missionen gesperrt. Allerdings ist inzwischen eine solche Rakete problemlos mit einem russischen Militärsatelliten vom Kosmodrom Plessezk gestartet. Nach weiteren Tests im unbemannten Betrieb soll die Sojus-2.1a  auch bemannt fliegen.

(c) Gerhard Kowalski

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