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Credit: NASA
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Moskau,  11. August 2016 —  Russland will die Zahl der Besatzungsmitglieder in seinem ISS-Segment von drei auf zwei reduzieren. Damit wolle man das Forschungsprogramm effektiver gestalten und gleichzeitig Kosten sparen,  sagte der Direktor für die bemannten Programme des Staatskonzerns GK Roskosmos,  Sergej Krikaljow,  der Zeitung Iswestija vom Donnerstag. Derzeit hole man dazu die Meinung des Flugleitzentrums (ZUP),  des Instituts für Medizinisch-Biologische Probleme (IMBP) und anderer nationaler ISS-Partner ein.

Die Reduzierung der Besatzungszahl würde es auch ermöglichen,  die Zahl der Frachtraumschiffe zu verringern,  die Russland mit Nachschub zur Internationalen Raumstation schicken muss,  fügte Krikaljow hinzu. Zudem würde das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Effektivitätssteigerung des Programms gestärkt.

Das Blatt verweist in diesem Zusammenhang darauf,  dass im Föderalen Raumfahrtprogramm (FKP) für die Jahre 2016-25  umgerechnet 3,5 Milliarden Euro für die ISS vorgesehen sind. Das sei knapp eine halbe Milliarde Euro weniger als ursprünglich geplant. Wegen der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation des Landes sind inzwischen weitere Kürzungen vorgesehen.

© Gerhard Kowalski

16 Gedanken zu „GK Roskosmos will russische ISS-Besatzung auf zwei Mitglieder reduzieren“
  1. 1. hmm? Wie soll man das Forschungsprogramm effektiver gestalten bei Reduzierung der Anzahl der teilnehmenden Besatzungsmitglieder? Bisher ging man doch immer vom Gegenteil aus. Erhöhung auf 7. Gedenkt man vielleicht immer einen kräftig zahlenden „Touristen“ mitzunehmen, für 2-3 Wochen?
    2. Was wurde aus dem „Programm“ die Sojus für
    eine Umrudung des Mondes mit
    Teilnahme eben jener „Touristen“ zu modifizieren?
    Waere ja dann was fuer Malentschenko.

  2. Ich denke, der Hauptgrund sind die weiteren Budgetkürzungen und der drohende Wegfall der lukrativen Taxi-Dienstleistungen für die NASA. So kann man wenigstens einen Platz pro Flug verkaufen und bekommt Kapazitäten etwa für Touristen-Flüge frei. Zugleicht versucht Roskosmos, aus der Not eine Tugend zu machen und die Branche aus der Lethargie zu holen.

    Ich bin gespannt, wie die anderen nationalen Partner, vor allem Lontschakow und das ZPK, auf den Krikaljow-Vorschlag reagieren.

    GK

  3. Der Hintergrund ist wahrscheinlich, daß das seit 2004 geplante MLM (jetzt auch MLM-U benannt) wohl nicht mehr vor Ende 2018 an die ISS angekoppelt werden wird. Was soll man mit drei Mann Besatzung, wenn die keine forschungsaufgaben hat. Lt. http://www.spaceflight101.com beträgt die Anzahl der ruusischen Experimente 25% der im US-Teil duchgeführten. Es gibt kein russisches Forschungsmodul, doe Experimente sind über mehere Plöteze verteilt. Mit Aufnahme der Flüge der Dargon 2 und Starliner fehlt auch dere Schlafplatz für den driten Mann, den der ist im Node-Modul.

    Ohn edie US-finanzierten Taxifahrerjobs gäbe es für die Russen selbst für zwei Mann kaum genug Forschungaaufträge, sieht man mal von Hausmeistertätigkeiten (Instandhaltung) ab.

    Die zeitgleich erfolgten Diskussionen über ein Abkoppeln des russischen Segments und die Überführung in eine „uninationale“ Station und die Diskussion, daß die Bahnneigung von 51,6° für Rußlands Erdforschung ungünstig wäre, eine neue Station eine höhere Inklination haben müsse, wirft natürlich die Frage auf, wie den MLM, von 51,6 auh eine stärker geneigte Bahn kommen solle.

    Alles riecht danach, daß MLM nicht mehr an die ISS angekoppelt wird. Die Reduktion der Mannschaft ist damit logisch.

    Mit der Aufnahme der flöge der privaten Zubringern ist wohl folgendes Szenarium wahrscheinlich:

    – zwei Sojus-Starts pro Jahr mit einem Russen, einem NASA-Mann/Frau und ggf.einem dritten zahlenden Gast
    – zwei Starts pro Jahr von privaten US-Kapseln mit jeweils 3 Amerikanern und einem Mann von Roskosmos
    – kein MLM an der ISS.

  4. Als altgedienter Nachrichtenjournalist habe ich erst einmal aufgeschrieben, was die Russen offiziell mitgeteilt haben. Wenn das alles gesackt ist, werde ich mich ans Kommentieren machen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Energija-Chef Solnzew wird schon wissen, warum er was sagt.

    GK

  5. Zunächst, die mögliche Reduzierung der Kosmonauten auf der ISS, dazu gibt es aber noch keine Entscheidung, hat mit einer Еffektivität keinen Bezug, es geht um weitere notwendige Einsparungen die von der sehr schwachen Wirtschaft diktiert werden.

    Sowjetunion als auch die ganzen Ostblockländer, heute auch noch Russland, sind ein Beispiel wie man ineffektiv arbeiten kann. Nun ja, die Angara Trägerrakete hat auch einen ruhmreichen Rekord, von der Entwicklung bis zu Serienproduktion vergehen 30 Jahre. Schon vor Jahren hat Sergej Krikaljow auch die Roskosmos Experimente an Bord der ISS kritisiert, sie haben ein niedriges Niveau.

    Ein Spiegelbild der katastrophalen Wirtschaft ist auch die Bankensituation in Russland. So wurden zwischen 2013 bis Mitte 2015 von der Zentralbank Russlands 140 Banken geschlossen bzw. die Lizenz entzogen. Vom 1 August 2015 bis zum 1 August 2016 wurden weitere 108 Banken dichtgemacht, also pro Woche 2 Banken. Zuletzt wurde am Montag die RUBank geschlossen. Auch die dramatische Kapitalflucht aus Russland, in den letzten sechs Jahren wurden über 400 Milliarden Dollar abgezogen, spricht Bände, die Investoren haben absolut kein Vertrauen in das Land.

    Vor einigen Jahren auf einer Weltraumkonferenz wurde aber auch deutlich, das eine ständige Orbitalstation aus unterschiedlichen technischen Gründen keine Perspektiiven hat. Eine Produktion von Materialien im Weltraum ist nur möglich wenn an Bord keine Kosmonauten arbeiten. Auch eine ständige LOS (Lunare Orbitalstation)wäre nur reine Geldverschwendung, da sind die Automaten den Menschen extrem überlegen. LOS wäre aber als eine Zwischenstation für die Landung der Menschen wichtig, auch für das Andocken von wiederverwendbaren Landemodulen. Das ist auch ein Konzept das Roskosmos verfolgt.

    Roskosmos versucht nun doch mit ganzer Gewalt eine Schwerlastträgerrakete mit den Energija Triebwerken in kurzer Zeit zu entwickeln, aber Wasserstoff kommt nicht zum Einsatz. Die Angara-A5W für Mondflüge wird es nicht geben, wurde mit Recht auch gestrichen. Die Verwendung von RD-171 Triebwerken ist für mich aber fraglich, zu sehen an den vielen Fehlstarts und der etwas missratenen Zenit Trägerrakete mit einer nicht optimalen Masseverteilung.

    Die neue SUNKAR Trägerrakete, der erster Start ist um 2024 vorgesehen, hat eine Startmasse von 520 Tonnen, die zweite Stufe ist um etwa 3 Tonnen leichter als bei der Zenit. Als Triebwerke kommen die RD-171 oder die RD-180 zum Einsatz. Neue Technologien um die Kosten zu senken kommen kaum zu Einsatz, nach über 30 Jahren Arbeit an Methantechnologien ist eine Methanträgerrakete nicht in Sicht. Für 2016 sind aber die ersten Brennversuche an einen 40 Tonnen Methantriebwerk vorgesehen.

    Beim Besuch des Ministerpräsidenten D. Medwedew auf der annektierten halbinsel Krim, haben sich die Bewohner über die niedrigen Renten startk beschwert. Auf die Frage einer Babuschka wie sie mit ihrer Rente überleben soll, war die lakonische Antwort das wir kein Geld haben, sie müsste aber ausharren ( „Денег нет но вы держитесь“). Ob das Reformprogramm von Alexei Kudrin was bewirk bleibt aber sehr fraglich.

  6. Hallo,

    schön, wieder von Ihnen zu hören.
    Ich denke auch, dass die heikle Wirtschaftslage der Grund für die zahlreichen Kürzungen und Verschiebungen ist.

    Mal sehen, wie es weitergeht.

    Aber auch die ESA muss sich ja noch entscheiden, was die ISS betrifft. Auch da geht es um das liebe Geld.

    Ich bin gespannt, was in Luzern entschieden wird.

    GK

  7. Hier noch interessante Zahlen zu russischen Löhnen.

    Nach Information von Михаил Матовников, Chefanalyst von der Sberbank, ist das Durchschnitseinkommen in Russland von 33873 Rubel in Februar 2016 kleiner als in China oder in Kasachstan. Nach Abzug der Steuern bleiben etwa 28000 Rubel übrig, wobei der geringste Lohn 7527 Rubel, der höchste 108996 Rubel beträgt.

    Nach dem Stand von 2012 erhalten die Kosmonauten (космонавт-инструктор) zwischen 88450 und als Anwärter (кандидат в космические летчик) 60900 Rubel. Aber nach Aussagen von S.Krikaljew (April 2016) erhalten heute die Kosmonauten ein Monatsgehalt von 80 bis 200 Tausend Rubel. Für ein halbes Jahr im Orbit beträgt der Verdienst um die 3 Millionen Rubel.

    Bei der NASA haben die Raumfahrer einen Monatsverdienst von etwa 70000 bis 140000 Dollar, die kanadischen Kosmonauten erhalten bis 158000 Dollar pro Jahr.

    Nach offiziellen Angaben hatte W.Putin 2014 ein Monatsgehalt von 638000 Rubel, somit 7,65 Millionen Rubel (etwa 143 000 Euro) im Jahr, so der Kremlsprecher D.Peskow. Sein Gesamtvermögen darunter mit Beteiligungen an Gazprom (4,5%), Surgutneftegas (37%), Gunvor (50%), wird von russischen Experten auf etliche Milliarden Dollar geschätzt. Genaue Zahlen konnte aber auch Forbes nicht nenen, wobei die BBC sehr reel auf etwa 36 Milliarden Dollar sein Vermögen schätze.

    Vizeregierungschef Alexander Chloponin deklarierte in seiner Steuererklärung von 2014 ein Jahreseinkommen von 280 Millionen Rubel.

  8. Eine interessante Aufstellung!

    Was wissen Sie über das erste Explosionstriebwerk, das jetzt getestet wurde?

    GK

  9. Herr Kowalski,

    die IDD Triebwerke (Импульсный детонационный двигатель) werden in der Raumfahrt bei erfolgreichen Tests eine Revolution und das aus unterschiedlichen Gründen einleiten.
    Die jetzigen Brennversuche an 2 Demonstratoren mit einen ISP der um 10% grösser als bei den bestehenden Triebwerken ist, ist für die meisten Leser nicht so ganz verständlich.

    Auf der ganzen Welt wird an der Technologie geforscht, besonders in USA und Japan. Nur die NASA gibt jährlich 130 Millionen $ an der Erforschung der Triebwerke, aber auch alle anderen amerikanische Zentren forschen auch sehr intensiv. Es geht um die Einführung dieser Entwicklungen bei Schiffsmotoren als auch in unterschiedlichen Flugzeugen, Marschflugkörper, die Einsparungen sind gigantisch. Zitat:

    Проекты по детонационному горению в США включены в программу разработок перспективных двигателей IHPTET. В кооперацию входят практически все исследовательские центры, работающие в области двигателестроения. Только в NASA на эти цели выделяется до 130 млн $ в год. Это доказывает актуальность исследований в данном направлении.

    Zu den technischen Aspekten habe ich hier schon etwas geschrieben, selbst habe ich über 1500 Seiten über die mathematische Modellierung der Brennprozesse. Habe aber auch schon öfter gelesen das die Triebwerke wären sehr laut, nun das ist nicht korrekt. Es gibt auch keine Explosionen, sondern 200 Mikrodetonationen pro Sekunde die sich mit der Vibration überlagen. Mann kann das technisch auch beeinflussen.

    Die Revolution besteht in der radikaler Vereinfachung der Konstruktion, keine Turbopumpe, extrem billig und klein. Wenn Methan die Triebwerke heute radikal vereinfacht, so machen die IDD noch drastischer einfach. Zum Vergleich, ein Angara RD-191 IDD Triebwerk wäre etwa 1400 kg leichter, der ISP wäre um etwa 50s grösser bei sehr geringen Kosten. Das wäre aber erst der Anfang, wir wissen aber das in Russland aus unterschiedlichen Gründen alles sehr langsam geht, eine Einführung ist nicht in Sicht. Wahrscheinlich werden die Amerikaner auch hier die ersten die sowas Einführen.

  10. Lieber Jewgeni,

    vielen Dank, dass Sie auf meine Bitte so schnell reagiert haben.
    Ich habe ja gerade Sie angesprochen, weil ich Ihre damaligen Informationen zu diesem Thema noch im Kopf habe.
    Deshalb habe ich diesmal auch nach den neuen Aspekten gefragt.

    GK

  11. Ja, das ist aber kein Problem.

    Technologische Entwicklungen und physikalische Entdeckungen sind interessante und spannende Themen. Spannend finde ich eine physikalische Entdeckung die an Bord der Mir gemacht wurde. Auch beim Start der Angara-A5 durch die enormen Telemetrie-Datensätze wurden ungereimtheiten entdeckt. Mache kurz, es hat sich herausgestellt das die Energie der Raketentriebwerke die Zeit deformiert !!!

    Noch eine Anmerkung, was die deutschen Leser kaum wissen. Auch in der Sowjetunion wurden ausserirdische Technologien in militärischen Einheiten, darunter in 25580 oder 73790 (Leiter war General E.Alekseew), sehr intensiv untersucht. In der nähe von Wnukowo-2 gab es unterirdische Laboratorien mit 4 humanoiden Wesen, dort erschienen auch Breschnew und Andropow.

    Im Jahr 1948 wurde Koroljow ins Kreml gerufen, in einen grossen Zimmer lagen auf dem Tisch eine Unmenge von Dokumenten und Berichten zu UFO Objekten als auch deren Interaktion mit Jagdflugzeugen. Erst nach zwei Tagen und nach durchsicht aller Dokumente kommt zum Koroljow der besorgte Stalin. Koroljow Antwort war sehr kurz, für die Sowjetunion gäbe es keine Gefahr aber wir müssen die Objekte weiter untersuchen

  12. Kein Zusammenhang, da :

    a) Beeinflussung der Zeit durch Energie der Raketentriebwerke (Angara-A5) ist eine physikalische Entdeckung.

    Möglich wurde durch die extrem hochsensiblen Gyroskope der Trägerrakete, die Hauptelemente der SIUS Systems sind. Die mögliche Abweichungen der Daten der Gyroskope durch Energie wurde schon theoretisch vom russischen Astronomem Kozyrew Mitte der 50 Jahre vorhergesagt. Ein weiteres Phänomen in der Richtung ist folgender Fakt, beim Start von schweren Trägerraketen wurde auch beobachtet das die Trennung vom Starttisch etwas früher erfogt als vorgesehen.

    Durch die gigantische Energie beim Start haben wir in der Trägerrakete eine andere Zeit als im ZUP !!!

    Hier begeben wir uns aber auf dem Gebiet der Quantenmechanik und die genaue Beschreibung auch mit der Angara-A5 ist hier zu Umfangreich. Habe nur als eine kleine Anmerkung gedacht.

  13. Danke für die Ergänzung.

    Frage: Da ich ja ab 1. September auf meiner Homepage überwiegend Hintergrundmaterial bringen will, würde ich gern hin und wieder aus Ihren Kommentaren zitieren. Darf ich das, und welche Quelle soll ich benutzen? Jewgeni-7???

    GK

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