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Moskau,  6. Juli 2018 —   Der führende russische Triebwerksbauer NPO Energomasch zweifelt an der Effektivität des Einsatzes mehrfach verwendbarer amerikanischer Raketenerststufen. Das US-Unternehmen SpaceX habe bisher nicht nachweisen können,  dass der wiederholte Einsatz solcher Stufen „einen wesentlichen Nutzen“  für seine Kunden bringt,  heißt es im Jahresbericht 2017 der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO).

Russland selbst arbeitet aber ebenfalls an wiederverwendbaren Erststufen. Eigens dafür ist beim Chrunitschew-Konzern eine Mannschaft von Spezialisten zusammengestellt worden. Sie präferieren aber eine „geflügelte“  Raketenerststufe,  die wie ein Flugzeug zur Erde zurückkehrt und auf einem Flugplatz landet. 2003 hatte Chrunitschew  das Modell der wiederverwendbaren Erststufe Baikal  für die Angara-Familie präsentiert.

Die Triebwerke der NPO Energomasch werden auch in den US-Trägern Atlas 5 und Antares sowie in den südkoreanischen KSLV-Raketen eingesetzt.

© Gerhard Kowalski

4 Gedanken zu „Russischer Triebwerkbauer NPO Energomasch zweifelt an Effektivität mehrfach verwendbarer Erststufen“
  1. Guten Tag Herr Kowalski , bin eigentlich erstaunt ,das Energomasch an der Effektivität mehrfach verwendbarer Erststufen seinen Zweifel hat. Bei den Amerikanern- spez. SpaceX – läuft dies doch schon länger gut und ohne Probleme. Es sind wohl schon oft Erststufen nicht nur 1x,sogar mehrmals wieder verwendet wurden.Fliegen nicht auch die Dragon-Kapseln noch einmal? Sparen müssen in der heutigen Zeit doch nicht nur die Amerikaner sondern besonders auch die Russen. Liegt es etwa am fehlenden Now How oder ist es ev.die von Ihnen im Artikel angesproche andere(geflügelte)Technik ?

  2. Lieber Herr Brömmer,

    mich wundert das auch. Deshalb habe ich die Sache auch gemacht. Die Russen gehen wohl von ihren schlechten Erfahrungen mit Baikal aus. Denn für diese Variante müssen sie Flugplätze haben.

    Eine Dragon-Kapsel ist schon zweimal zur ISS geflogen.

    Aber vielleicht ist man ja einfach nur eifersüchtig auf Musks Erfolge.

    Besten Gruß

    G. Kowalski

  3. Ich möchte zur ob. gen. interessanten Problematik/Polemik folgende Gedanken äußern:

    1.) SpaceX führt unzweifelhaft und mithin erfolgreich ein ambitioniertes Startprogramm durch, Gratulation.
    2.) Mit der Wiederverwendung von Hardwarekomponenten kann E. Musk ebenso erfolgreich eine „Öko“-Marketinglücke besetzen und damit den Markt im Unternehmensinteresse beeinflussen
    3.) Nicht nachgewiesen ist bisher – und damit gebe ich NPO ausnahmslos Recht – der betriebswirtschaftliche Effekt im Sinne eines „wesentlichen Nutzens“ für den Kunden schlechthin und im Besonderen echter Einsparung des gesamten Prozesses incl. Rückführung, Bergung, Transport/ Arbeitszeit/ Energie/ Material/ Hilfsstoffe der Aufarbeitung/ Komponentenersatz Sensorik e.t.c.

    Eine „Baikal“-Betrachtung dazu sollte etwas einseitig sein, ich glaube schon, das NPO den Gesamtprozess im Auge hat, abgesehen davon, daß die geografischen Gegebenheiten nunmal andere sind.
    Trotzdem bleibt diese interessante Entwicklung abzuwarten.

    Beste Grüße
    Rainer Blum

  4. Lieber Herr Blum,

    ich glaube eher, dass die Russen zu träge sind und sich neuen Entwicklungen intuitiv erst einmal verweigern.
    Die brauchen noch eine Weile, um wach zu werden. Schon in den nächsten Tagen passiert in dieser Hinsicht etwas, wie ich erfahren habe.

    Besten Gruß

    GK

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