Di. Apr 23rd, 2024

Moskau,  10. Februar 2019 —   Die GK Roskosmos rudert hinsichtlich des Zeitpunktes des ersten bemannten Mondfluges zurück. Das Föderale Zielprogramm (FZP) für den Bau der dafür erforderlichen neuen superschweren Trägerrakete Jenissej sei noch nicht bestätigt worden,  teilte der Berater für Wissenschaftsfragen des Generaldirektors der GK Roskosmos,  Alexander Bloschenko,  der Nachrichtenagentur TASS am Samstag mit. Derzeit werde das Zielprogramm noch mit den Exekutivorganen erörtert,  das Programm sei noch nicht verabschiedet,  die dafür erforderlichen Gelder seien noch nicht genehmigt worden,  betonte er.

Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti hatte ebenfalls am Samstag unter Berufung auf Dokumente des Zentralen Wissenschaftlichen Forschungsinstituts des Maschinenbaus (ZNIImasch),  des wissenschaftlichen Leitinstituts der GK Roskosmos,  gemeldet,  Russland wolle 2031 eine erste bemannte Expedition zum Mond schicken. Danach sollen solche Flüge jährlich stattfinden.

© Gerhard Kowalski

10 Gedanken zu „Kommando zurück:   GK Roskosmos bestätigt Informationen über Zeitpunkt des ersten bemannten Mondfluges nicht“
  1. In meinen Archiw habe ich noch aus dem Jahr 1967 eine Fachpublikation, die Skrzydlata Polska, mit einen sensationellen Interview für die damalige Zeit mit dem russischen General N. Kamanin zu sowjetischen Raumfahrt. Der Mentor der sowjetischen Kosmonauten sagt aus, das in 5 Jahren, also ab 1972, reguläre bemannte Mondflüge wird es geben.

    Auch bei der Entwicklung von Energija-Buran gab es Raumfahrtingenieure die aus ökonomischen Gründen gegen das Projekt waren. Die Produktionskosten der ersten Energija Trägerraketen betrugen damals 155 Millionen Rubel. Die erste Zenit Stufe hat nur 4,5 Millionen Rubel gekostet, die ganze Rakete 18 Millionen Rubel. Die Versorgung der Mir Orbitalstation mit Buran war für die Sowjetunion somit aus finanziellen Gründen kaum möglich. Die Entscheidung von Jelzin das Programm zu beenden war somit korrekt.

    Der heutiger Entwurf der Jenissej Trägerrakete ist für mich der minimalste Konsens um die Entwicklungskosten deutlich zu reduzieren. Hier wird aber kaum beachtet das mit neuen Technologien wie Methan, erfordern aber mehr Investitionen und neue Infrastruktur sowie Triebwerke, auf die Dauer könnten wir die Startkosten bis zu 30 Prozent senken. Bezogen auf viele Jahre somit eine Investition mit hohen Gewinn. Gegenüber den hochgezüchteten RD-171 Triebwerken haben die Methantriebwerke deutlich bessere Zuverlässigkeit, die Belastung auf die Pumpen und Leitungen liegt um einiges niedriger.

    Wir sehen das auch die NASA bei der Entwicklung der SLS Trägerrakete mit steigenden Kosten kämpft. Roskosmos Pläne für einen Mondflug und besonders die Mondbasen sind vorerst nur Wunschträume mit vielen Stolpersteinen die aber selbst von Russland und der pro kommunistischen Regierung gelegt werden. Das ist ein unübersehbarer Fakt.

    Ja. was hätte heute Kamanin und Koroljow dazu gesagt ???

  2. Kamanin, aber vor allem Koroljow würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sich die russische Raumfahrt(politik) ansehen.

    GK

  3. Ja, wie wahr!

    Als Beispiel möchte ich die unendliche Geschichte des Nauka Modul erwähnen. Der Start wurde erneut auf 2020 verschoben, wobei der Start ursprünglich schon für 2007 vorgesehen war. Keine Verantwortliche Stelle war in der Lage die Unterschrift für die Abnahme des Moduls zu leisten, keiner wollte die Vernatwortung für die Folgen für sich selbst übernehmen, so eine Quelle aus der Raumfahrtindustrie.

    Bei aller Kritik an Rogozin, seine Wutrede vor einiger Zeit in der Duma werde ich nicht vergessen. Seine Kritik an der russischen Raumfahrt war niederschmetternd, so werden in Russland noch Trägerraketen am Zeichenbretter entstehen, als auch der Vergleich der Arbeitsproduktivität zwischen Roskosmos und NASA.

    Die Angara Trägerrakete entstand auch noch am Zeichenbrett, inzwichen werden aber die Dokumente digitalisiert und CAD/CAM Arbeitsplätze für Planung und Produktion sind in Vorbereitung bzw, wurden schon zum Teil umgesetzt.

  4. Ich habe gestern gelesen, dass der Nauka-Start womöglich auf Anfang 2020 verschoben wird , weil man ja in Baikonur geschlagene acht Monate braucht, um den vorzubereiten.

    Das Einzige, was ich an Rogosin gut finde, ist sein freches Mundwerk. Das bietet Futter für uns Journalisten. Ansonsten erscheint er mir nicht besonders seriös zu sein.

    Vielleicht befasse ich ich mich mit ihm demnächst bei SPON.

    GK

  5. D. Rogozin hat in den 90er Jahren gefälschte Dokumente, Siegel, Briefmarken und Dokumente hergestellt und verkauft. Ihm drohte eine Gefängnisstrafe bis zu 5 Jahren. Entsprechende Dokumente befinden sich in einen Archiv (зонального информационного центра ГУВД Москвы).

    Durch das damalige geltendes Recht und gegen Kaution und eine Überstellung an eine Universität (Российско-Американский университет-корпорация), also eine Art von Umerziehung, wurde Ragozin frei.

    Na, ja , kleine Sünden in Zeiten der Perestrojka. Für Jurnalisten aber ein Stoff zum Träumen.

  6. @ Kowalski

    Ist Ihnen bekannt das die russische Stadt Toropez die Wiege für die bahnbrechende Entwicklung von Space Shuttle und Buran ist?

    In der dortigen Schule Nr.1 haben die Entwickler der beiden Systeme, Jurij Semenov und Paul Laurence (in Russland war er unter dem Namen Sevir Bogdanov bekannt, Севир Дмитриевич Богданов) die Schulbank gedrückt. Als Paul Laurence starb, hat G.Cernikel, seine russische Frau, seine Asche auf dem örtlichen Friedhof in Toropez begraben. So kehrte Sevir Bogdanov, als einer der Space Shuttel Entwickler zu seiner heimatlichen russischen Erde, seine lebenslange Sehnsucht, zurück. Er sagte:“Приеду в Торопец, опущусь на колени, поцелую землю“.

    Insgesamt eine sehr rührende Geschichte, auch mit einigen technischen Details zu Shuttle, die dem deutschen Lesern nicht bekannt ist und für einen längeren Artikel wirklich wert wäre.

  7. Den Namen der Stadt habe ich noch nicht gehört. Also kenne ich auch diese Geschichte nicht.

    Vielleicht sollten Sie diese Geschichte mal einer Zeitung anbieten, zum Beispiel der Wissenschaftsredaktion der FAZ oder des Deutschlandfunks?

    GK

  8. Rogozin Pläne

    Um die angespannte finanzielle Lage bei Roskosmos zu verbessern, möchte Rogozin sich mit führenden Rüstungsunternehmen, die mit sehr hohen Gewinnen arbeiten, vereinen. Dazu zählen Almaz-Antej mit 130 000 Beschäftigten (Roskosmos hat 250 000 Beschäftigte) der 2018 einen Reingewinn von 25 Milliarden Rubel hatte und der Exportgewinn betrug mehr als 1,3 Milliarden Dollar, als auch mit RTI System und mit Taktische Raketenwaffen.

    Nur das Chrunischew Unternehmen schuldet den Banken um die 27 Milliarden Rubel, wobei die Gesamtschuldenlast der Roscokmos-Unternehmen rund 200 Milliarden Rubel beträgt und weitere Projekte stehen vor finanziellen Kürzungen.

    Es ist auch ersichtlich das die Rüstungsunternehmen dagegen sind. Für mich das ganze sehr fraglich, wird in Fachkreisen das Projekt bereits als Raketenmonster genannt.

    Noch was, Ragozin flog für mehr als 6 Millionen Rubel nach Tschelabinsk, das erforderlich Flugzeug Tu-134 wurde vermietet. Die Kosten, dazu zählt einer VIP-Lounge an den Flughäfen Balandino und Bulgakovo, Verpflegung mit Lebensmittelkategorie Comfort, gehen zu Lasten von Roskosmos. Mehr Bescheidenheit wäre aber angebracht, es gibt ja auch Fluglinien wo mit einigen Rubel die Menschen transportiert werden.

  9. Alle diese Dinge sind mir bekannt.
    Mich wundert nur, dass Putin und Medwedjew, die ja Rogosin in die Parade gefahren sind und sein 10-Punkte-Programm mit der Kontrolle der Rüstungsaufträge als Punkt 1 gecancelt haben, davon nicht mehr reden.

    GK

Schreibe einen Kommentar