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Moskau,  26. Juni 2020 —  Der russische Kosmosveteran Gennadi Padalka hat die Idee,  Weltraumtouristen für sehr viel Geld auch einen Ausstieg in den freien Raum zu ermöglichen,  scharf kritisiert. „Das ist ein großes Risiko“,  sagte Padalka,  der mit 878 Tagen im All Langzeitweltrekordler ist,  der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. „In diesem Fall würde ich es nicht Ausstieg in den offenen Weltraum nennen. Das heißt Hinaustragen des Touristen in den offenen Weltraum“,  fügte er hinzu.

Ein Ausstieg könne nicht ohne ein langes Training stattfinden,  und er müsste von einem erfahrenen Kosmonauten begleitet werden,  betonte Padalka. „Dabei treten Sicherheitsfragen auf. Ein Kosmonaut bereitet sich jahrelang vor,  trainiert und verbringt im Hydrolabor unter Wasser und auf spezialisierten Trainingsgeräten Dutzende und Hunderte Stunden“,  argumentierte er. Ein Ausstieg,  wie er jetzt für 2023 geplant sei,   führe zu einer Abwertung und Diskreditierung des Kosmonautenberufs.

© Gerhard Kowalski

6 Gedanken zu „Gennadi Padalka:  Weltraumtourist müsste in den offenen Raum „getragen“  werden“
  1. Ich kann die Einschätzung von Gennadi Padalka absolut unterstreichen. Selber habe ich, im Gegensatz zu Herrn Padalka, nur eine rudimentäre Ahnung, wie ein „Weltraumspaziergang“ aussehen könnte. Ich möchte ungern die Abwertung und Diskreditierung des Kosmonautenberufs als Argument heranziehen, obwohl ich den von mir geschätzten Kosmosveteranen durchaus verstehen kann. Aber hier geht es vor allem um lange im Weltraum gelebte Sicherheitsaspekte, die vollkommen auf den Kopf gestellt werden. An dieser Stelle sei auf das lesenswerte Buch „Die lange Reise: Tagebuch einer Astronautin“ von Samantha Cristoforetti verwiesen. In diesem wird das Training für den Ausstieg in den Weltraum sehr gut beschrieben. Hier geht es erst einmal nicht um das Reparieren von externen Anbauteilen, sondern um das Zurechtfinden in dieser neuen Situation. Dazu gehört im Training das Üben der Sicherheitsprozeduren beim An- und Ablegen der Raumanzüge (beim russischen Orlan-System klettert Mensch durch die Öffnung im rückwärtigen Teil des Anzugs), Kennenlernen der Anzüge und Prozeduren zum Durchführen von Fehleranalyse und Fehlerbehebung, Orientierung ausserhalb der ISS, Notsituationen inklusive Buddy-Prinzip. Ich möchte nicht wissen, wie ein Hobbyraumfahrer reagiert, wenn sein „Aufpasser“ ausserhalb des druckbeaufschlagten Teils der Raumstation, bewusstlos in seinem Orlan-Anzug dahinschwebt. Als Berufsastronaut muss man nicht nur für einen zahlenden Gast Verantwortung übernehmen, sondern sich notfalls ausserhalb der Station auch von ihm retten lassen müssen. Leider habe ich keine Zeit mehr zum Weiterschreiben meines Kommentars. Ich muss zu einem wichtigen Termin: Volkshochschulkurs „Vom Anfänger- zum Profi-Weltraumspaziergänger. Theoretische Grundlagen und praktische Übungen anhand von Lehrbeispielen. Ach ja, der Kursus ist von Freitag nachmittag bis Samstag nachmittag inkl. Übernachtung, leckerem 5-gängigem Menü und gemütlichem Abendausklang an der Hotelbar. In diesem Sinne. Wir sehen uns dann im Weltraum.

  2. Tja, die Sache ist bestimmt nicht ganz einfach. Aber ich denke, die GK Roskosmos muss schon etwas wagen, um sich ein neues lohnendes Geschäftsfeld zu erobern und Geld zu machen mit seinem Sojus-Gespann, von dem wir noch einiges hören werden.
    Hinter Padalkas Kritik steckt aber sicher auch noch ein bisschen die Wut auf die GK Roskosmos. Denn die hat ja seinem Wunsch nicht entsprochen, noch einen Flug zu bekommen, um die 1.000-Tage-Marke zu überbieten und in den Kosmonauten-Olymp zu kommen.
    GK

  3. Ja das Thema EVA ist sicher perspektivisch eine gute Einahmequelle neben den Flug an sich und der erste Tourist geht in die Geschichte ein! Und schade für Gennadi ich traf in letztes Jahr in Tucson…echt cooler und netter Typ…er ist immer noch „sauer“das Lonchakov seinen Wunsch 1000 Tage im All nicht gönnte.

  4. Ich kenne ihn und die Sache sehr genau. Ich habe Padalka bei seinem letzten Besuch in Morgenröte-Rautenkranz betreut – von der Abholung in Schönefeld bis zu seiner Ablieferung an dem Flughafen.

    GK

  5. Padalka hatte sich einfach verschätzt. Er hätte wissen müssen, dass es genügend Kosmonauten gibt, die auf einen Flug lange Jahre warten müssen. Wie er sehen musste, war auch er ersetzbar. Da hat sich Fjodor Jurtschichin schon gescheiter angestellt in dem er wartete, bis er aus dem Kader raus war. Ich persönlich habe jedenfalls den Eindruck, dass Padalka seitdem nur noch sauer ist. So eine Vorgehensweise ist jedoch nicht nur auf sowjetische/russische Raumfahrer beschränkt. Die Amis waren da nicht weniger kategorisch.

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