Moskau, 1. Februar 2016 — Nach den privaten US-Unternehmen SpaceX und Blue Origin arbeitet nun auch Russland an einer wiederverwendbaren Trägerrakete. Das Projekt sei Teil der wissenschaftlichen Forschungsarbeit Avangard/Flagman im Rahmen des neuen Föderalen Raumfahrtprogramms (FKP) für die Jahre 2016-25, meldet die Moskauer Nachrichtenagentur TASS am Montag. Sie beruft sich dabei auf einen Vertreter des Zentralen Wissenschaftlichen Forschungsinstituts des Maschinenbaus (ZNIImasch), der wissenschaftlichen Leiteinrichtung des staatlichen Raumfahrtkonzerns GK Roskosmos.
Ziel des Projekts sei es, die Wettbewerbsfähigkeit Russlands auf dem Weltmarkt für wiederverwendbare Träger zu gewährleisten, betont die Agentur. In einer ersten Phase sollen die Machbarkeit, die Bauzeit und die Kosten bestimmt werden. Danach gehe es um die Rückkehrtechnologie für die erste Raketenstufe einer künftigen superschweren Trägerrakete.
Bereits zu Sowjetzeiten hat Moskau an einer solchen Technologie gearbeitet. So sollte die erste Stufe des schweren Trägers Energija (Projekt Energija-Buran) mithilfe von Fallschirmen und einem Feststofftriebwerk für die weiche Landung zurückgeführt werden. Doch dazu ist es nicht gekommen, da das Projekt eingestellt wurde.
Im Jahre 2003 hat der Raumfahrtkonzern Chrunitschew, der die Proton-M– und die neuen Angara-Raketen baut, das Modell der wiederverwendbaren Erststufe Baikal für die Angara-Familie präsentiert. Nach Abtrennung der zweiten Raketenstufe sollte Baikal wie ein Flugzeug wieder zum Startplatz zurückkehren.
2012/13 hat Chrunitschew ein analoges Projekt (MRKS) für eine schwere Trägerrakete entwickelt. Es wurde aber nicht weiter verfolgt, weil man davon ausgegangen ist, dass bei einer wiederverwendbaren Raketenstufe die Nutzlastkosten 1,7 Mal höher sind als beim Einwegmodell.
(c) Gerhard Kowalski