
Ziolkowski, 20. Januar 2016 — Die Verabschiedung des neuen russischen Föderalen Weltraumprogramms (FKP) für den Zeitraum 2016-25, das bereits im vergangenen Jahr unter Dach und Fach gebracht werden sollte, verzögert sich weiter. Die Regierung werde das Programm nun bis Ende März abschließend beraten und bestätigen, sagte der Chef des Raumfahrtstaatskonzerns GK Roskosoms, Igor Komarow, am Mittwoch bei einer Inspektion des neuen Kosmodroms Wostotschny im Amur-Gebiet nahe der neuen Wissenschaftsstadt Ziolkowski (ehemals Uglegorsk).
Inzwischen laufen auf der Baustelle des ersten zivilen Kosmodroms Russlands die Komplextests des sogenannten Startminimums. Hinter diesem Begriff verbergen sich alle Anlagen, die für den Start der ersten Sojus-2.1a-Trägerrakete erforderlich sind, der nun in der 2. April-Hälfte stattfinden soll, also nach dem 55. Jahrestag des historischen Fluges von Juri Gagarin vom 12. April 1961. Parallel zu den Tests, die bis zum 25. März laufen, wird die Rakete montiert.
Die erste Ausbaustufe von Wostotschny, die noch nicht ganz abgeschlossen ist, hat Roskosmos-Angaben zufolge umgerechnet gut 1,5 Milliarden Dollar gekostet. Frühestens im nächsten Jahr wird noch mit dem Bau einer neuen Universal-Startrampe für die neue Angara-Raketenfamilie begonnen, mit der ab 2023 auch das neue bemannte Raumschiff Federazija in den niedrigen Erdorbit und bis zum Mond geschossen werden soll.
Wegen der enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Russlands und des rasanten Rubelverfalls musste der ursprüngliche Budgetentwurf des FKP-25 brutal zusammengestrichen werden. Dem Rotstift fielen unter anderem die bemannte Mondlandung, die für 2029 geplant war und nun nicht vor 2035 stattfinden kann, der Bau einer rückführbaren Raketenstufe à la Falcon 9, eine zweite Angara-Startrampe in Wostotschny und viele andere Projekte zum Opfer. Einige robotische Mond- und Mars-Missionen können nur durchgeführt werden, wenn sich die Europäische Weltraumorganisation ESA daran beteiligt, wie GK Roskosmos offen zugab.
Inzwischen laufen dagegen mit Teheran Gespräche über die Möglichkeit der Vorbereitung von iranischen Kosmonauten und den Bau eines Satelliten, teilte Komarow mit.
(c) Gerhard Kowalski