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Credit: G. Kowalski

Berlin, 8. Dezember 2014 — Der erste Deutsche im Weltraum, Sigmund Jähn, hat den Appell „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“  unterzeichnet. Gemeinsam mit mehr als 60 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Medien ruft er darin die Bundesregierung auf, ihrer Verantwortung für eine neue Entspannungspolitik für Europa gerecht zu werden. Das gehe nur auf der Grundlage gleicher Sicherheit für alle und mit gleichberechtigten, gegenseitig geachteten Partnern. „Die deutsche Regierung geht keinen Sonderweg, wenn sie in dieser verfahrenen Situation auch weiterhin zur Besonnenheit und zum Dialog mit Russland aufruft“, heißt es in dem Dokument. „Das Sicherheitsbedürfnis der Russen ist so legitim und ausgeprägt wie das der Deutschen, der Polen, der Balten und der Ukrainer.“

„Wir dürfen Russland nicht aus Europa hinausdrängen. Das wäre unhistorisch, unvernünftig und gefährlich für den Frieden“, betonen die Unterzeichner. „Seit dem Wiener Kongress 1814 gehört Russland zu den anerkannten Gestaltungsmächten Europas. Alle, die versucht haben, das gewaltsam zu ändern, sind blutig gescheitert – zuletzt das größenwahnsinnige Hitler-Deutschland, das 1941 mordend auszog, auch Russland zu unterwerfen.“
An die Abgeordneten des Deutschen Bundestages wird appelliert,  als vom Volk beauftragte Politiker „dem Ernst der Situation gerecht zu werden und aufmerksam auch über die Friedenspflicht der Bundesregierung zu wachen“. Wer nur Feindbilder aufbaue und mit einseitigen Schuldzuweisungen hantiere, „verschärft die Spannungen in einer Zeit, in der die Signale auf Entspannung stehen müssten. Einbinden statt ausschließen muss das Leitmotiv deutscher Politiker sein.“ 
An die Medien ergeht der Appell,  „ihrer Pflicht zur vorurteilsfreien Berichterstattung überzeugender nachzukommen als bisher“. Leitartikler und Kommentatoren dämonisierten ganze Völker, ohne deren Geschichte ausreichend zu würdigen. Jeder außenpolitisch versierte Journalist werde die Furcht der Russen verstehen, seit NATO-Mitglieder 2008 Georgien und die Ukraine eingeladen hätten, Mitglieder im Bündnis zu werden. „Es geht nicht um Putin. Staatenlenker kommen und gehen.“ Es gehe darum, „den Menschen wieder die Angst vor Krieg zu nehmen“. 
Zu den Unterzeichnern gehören der Bundespräsident a. D. Roman Herzog, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Ex-Bundesminister Erhard Eppler, Herta Däubler-Gmelin, Otto Schily und Jochen Vogel, die Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages a. D., Antje Vollmer und Burkhard Hirsch, der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen,  der  Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes,  der Ex-Berater im Bundeskanzleramt für Sicherheit und Außenpolitik, Horst Teltschik, der Staatssekretär der Verteidigung a. D. Walther Stützle, die  Ex-EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Margot Käßmann, der Wissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker, die Schauspieler Hanna Schygulla, Mario Adorf und Klaus Maria Brandauer sowie Luitpold Prinz von Bayern von der Königlichen Holding und Lizenz KG.
Nur knapp 20 Prozent der Unterzeichner kommen wie Jähn aus dem Osten Deutschlands, so die Ex-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière und Manfred Stolpe, die Theologen Ruth Misselwitz und Friedrich Schorlemmer sowie die Schriftsteller Christoph Hein und Gerhard Wolf.
(c) Gerhard Kowalski
 

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