Mi.. Mai 7th, 2025
Berlin, 15. Juli 2015 — Russland und die USA begehen am Mittwoch den 40. Jahrestag des Sojus-Apollo-Test-Projekts (SATP – 15.- 24.7.1975). Höhepunkt des ersten sowjetisch-amerikanischen Gemeinschaftsfluges im All war am 17. Juli 1975 die Kopplung der Sojus– und der Apollo-Kapsel und das erste Shakehands von Alexej Leonow und Waleri Kubassow  mit Thomas Stafford, Vance Brand und Donald Sklayton auf der Umlaufbahn. Während des rund 47-stündigen Gemeinschaftsfluges fanden mehrere gegenseitige Besuche statt, außerdem wurden fünf gemeinsame wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Zudem gab es noch 30 nationale Experimente, vor allem amerikanische, nach der Trennung der Raumschiffe.

Das SATP markierte den Beginn der internationalen Raumfahrtkooperation, die über das Shuttle-MIR-Programm in den 1990-er Jahren bis hin zur heutigen multilateralen Zusammenarbeit in der Internationalen Raumstation ISS führte. Diese Kooperation hält auch ungeachtet der US-Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise an. 

Was heute kaum noch jemand weiß: Trotz des Kalten Krieges haben die damalige Sowjetunion und die USA in den 1960-er Jahren nach dem historischen Flug von Juri Gagarin in der Raumfahrt eine wenn auch begrenzte, so doch kontinuierliche Zusammenarbeit gepflegt. Die Grundidee bestand darin, sich nach dem Vorbild der Seenotrettung im Bedarfsfall auch bei Havarien im Weltraum gegenseitig zu Hilfe zu kommen. 

Das erste bilaterale Abkommen dazu wurde am 8. Juni 1962 zwischen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (AdW) und der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA geschlossen. Als direkte Folge gab es seit 1964 einen ständigen Draht zwischen dem Hydrometeorologischen Zentrum (Gidrometzentr) in Moskau und Partnereinrichtungen in Washington, über den täglich aktuelle Wetterdaten ausgetauscht wurden. 

1964 führten beide Staaten zudem mit Hilfe des passiven US-Satelliten Echo-2 Experimente zur Herstellung einer Nachrichtenverbindung über den Weltraum durch. Außerdem wurde ein Austausch von wissenschaftlichen Daten und Messungen angebahnt, die für die Erstellung einer Karte des Magnetfelds der Erde wichtig waren.

Einen großen Sprung nach vorn machte die Zusammenarbeit  in den Jahren 1970/71. Damals berieten Wissenschaftler und Techniker beider Länder unter anderem über die gemeinsame Entwicklung von Annäherungs- und Kopplungssystemen für bemannte Raumschiffe und Raumstationen sowie generell über wissenschaftliche und technische Experimente im Weltraum.

Hintergrund waren nicht zuletzt die risikoreichen Mond-Flüge – siehe Apollo 13 –  und die bevorstehenden Skylab-Missionen (1972/74) der Amerikaner. Diese Zusammenarbeit mündete am 24. Mai 1972 in der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der UdSSR und den USA über die Zusammenarbeit bei der friedlichen Erforschung und Nutzung des Weltraums. Das Dokument  wurde in Moskau von Ministerpräsident Alexej Kossygin und Präsident Gerald Ford signiert. In Artikel 3 heißt es da, die  Seiten hätten vereinbart, gemeinsame Systeme für die Annäherung und Kopplung von sowjetischen  und amerikanischen  bemannten Raumschiffen und Raumstationen  zu entwickeln, um so die Sicherheit bei Flügen des Menschen ins All zu erhöhen und die Durchführung weiterer gemeinsamer Experimente zu ermöglichen. Der erste  Testflug zur Erprobung solcher Mittel  und die Kopplung eines Sojus– und eines Apollo-Raumschiffes einschließlich eines gegenseitigen Besuchs der Kosmonauten und Astronauten wurden für 1975 angekündigt. Im Oktober 1972 wurde der 15. Juli 1975 als Startdatum festgelegt. 

In Erfüllung dieses Abkommens wurde das SATP durch eine ganze Reihe bilateraler Treffen bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet. Von Oktober 1972 bis April 1974 erfolgte die Herstellung und Überprüfung der erforderlichen Technik und Mittel sowie  der Bodeninfrastruktur. Dafür wurde ein bis dato ungekannter gemeinsamer materieller und technischer Aufwand betrieben. Das Hauptproblem war, die  Raumschiffe selbst dafür aufwendig umzubauen, das androgyn-periphere Kopplungsmodul (APAS) und  die  Annäherungssysteme zu entwickeln sowie die unterschiedlichen Lebensbedingungen in den gekoppelten Raumschiffen anzupassen – denn die Russen flogen mit normaler Atemluft, die Amerikaner mit reinem Sauerstoff. Das erforderte einen Druckausgleich, der schließlich im Schleusenmodul erfolgte, das die Amerikaner mit auf die Umlaufbahn gebracht haben. 

Bis auf eine Panne bei der Apollo-Wasserung am 24. Juli 1975 ist das gesamte Projekt fehlerfrei verlaufen. Alle Lösungen haben sich als richtig erwiesen und auf beiden Seiten die Überzeugung bestärkt, dass mit standardisierten Annäherungs- und Kopplungssystemen ausgerüstete Raumschiffe gleich welcher Nationalität einander zu Hilfe eilen können.

(c) Gerhard Kowalski