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Credit: NASA

Baikonur, 23. Juli 2015 — Die 44. Stammbesatzung der Internationalen Raumstation ISS hat seit Donnerstagmorgen wieder ihre Sollstärke von sechs Mitgliedern. Trotz eines technischen Problems koppelte das Raumschiff Sojus M-17M  mit dem Russen Oleg Kononenko, dem Amerikaner Kjell Lindgren und dem Japaner Kimiya Yui an Bord um 04.45 Uhr deutscher Zeit – und damit sogar eine Minute früher als geplant – automatisch am Kleinen Forschungsmodul MIM-1 „Rasswet“ an.

Die linke Sonnenbatterie der Kapsel hatte sich nach Erreichen der Umlaufbahn zuerst nicht entfaltet, teilte die Raumfahrtagentur Roskosmos mit. Da die zweite aber normal funktionierte, habe keine Gefahr für die Kopplung bestanden. Ein ähnlicher Vorfall habe sich auch schon 2014 mit Sojus TMA-14M ereignet. Unmittelbar vor dem Ankoppeln habe sich die zweite Sonnenbatterie dann doch noch geöffnet, wie russische Medien inzwischen berichten. Sie berufen sich dabei auf den Chef des Staatskonzerns Roskosmos, Igor Komarow.

 

Das Trio, das am Mittwochabend um 23.02 Uhr an der Spitze einer Sojus-FG-Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) gestartet war, wurde nach dem Umstieg von Gennadi Padalka, Michail Kornijenko (beide Russland) und Scott Kelly (USA) herzlich begrüßt, die seit einigen Wochen allein in der ISS gearbeitet haben. Padalka und Kornijenko hatten auch das Kopplungsmanöver überwacht.

Für Kononenko ist das nach 2008 und 2011  der nunmehr dritte Besuch in der ISS. Er hat bereits 391 All-Tage und drei Ausstiege in den freien Raum auf seinem Konto. Lindgren und Yui sind Weltraumneulinge. Den Männern stehen in den kommenden 163 Tagen zahlreiche wissenschaftliche Experimente, umfangreiche Wartungs- und Reparaturarbeiten, drei Ausstiege nach dem US-Programm und der Empfang von mindestens vier Frachtraumschiffen bevor. 

Das Trio hat auch einen Joystick für das Experiment Kontur-2 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit auf die Umlaufbahn gebracht. Mit ihm soll Kononenko im 
August den Roboter ROKVISS im Labor des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik in Oberpfaffenhofen bei München ferngesteuert bewegen. 

Eigentlich sollten die Astronauten bereits am 26. Mai zur Station fliegen. Doch der Start wurde wegen des Absturzes eines Progress-Frachtraumschiffs nach einem Fehler an der Sojus-2.1a-Trägerrakete aus Sicherheitsgründen verschoben. Die neue Rakete, die bei der Mission zum zweiten Mal getestet wurde, soll künftig auch bei bemannten Flügen eingesetzt werden.

Vor dem Start hatten die Männer versichert, volles Vertrauen in die russische Technik zu haben. Der Fehlstart sei abgehakt und gehöre der Vergangenheit an, betonten sie. Kononenko sagte, nach der April-Havarie des Frachters seien die erforderlichen Veränderungen an den Systemen vorgenommen worden, „die für unsere Sicherheit verantwortlich sind“.  Er denke, dass alles nach Plan verlaufen werde. Das hat sich nun nicht ganz bewahrheitet, ist aber einmal mehr folgenlos geblieben. 
 
Yui hatte Sojus  ein „sehr sicheres Raumschiff“ genannt, was jetzt insofern zutraf, als es erneut mit nur einer Sonnenbatterie ans Ziel kam. Lindgren verwies darauf, dass die USA und Russland gerade den 40. Jahrestag des Sojus-Apollo-Test-Projekts (SATP) begehen, und fügte hinzu. „Ich hoffe, dass wir auch in den kommenden 40 Jahren so eng mit Russland zusammenwirken werden.“
 
(c) Gerhard Kowalski 
 

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