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Moskau,  31. Mai 2017 —  Kommando zurück! Während sich der russische Staatskonzern GK Roskosmos bisher noch ausschweigt,  redet Kasachstan Klartext:  Das neue russische Raumschiff Federazija wird nicht wie bisher kommuniziert vom neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet,  sondern wie sein Vorgänger Sojus wieder von Baikonur starten. Das hat das Komitee für Luft- und Raumfahrt des Ministeriums für die Verteidigungs-  und Aerokosmische Industrie Kasachstans (Kaskosmos) der Moskauer Nachrichtenagentur TASS bestätigt. Die dafür erforderliche Infrastruktur werde 2018 an das russisch-kasachische Gemeinschaftsunternehmen Baiterek übergeben.

Damit vollzieht Russland eine Kehrtwende in seiner erst 2015 verkündeten Raumfahrtstrategie. Die besteht nach den Worten von Präsident Wladimir Putin darin,  mit dem Bau von Wostotschny die Voraussetzungen für einen von Kasachstan unabhängigen Zugang zum Weltraum vom eigenen Territorium zu schaffen. Der Plan,  das neue Raumschiff Federazija mit einer schweren Angara-A5P von hier ab 2023 bemannt starten zu lassen,  wurde inzwischen verworfen. Das neue Raumschiff soll nun 2022 mit dem neuen russischen Mittelklasseträger Sojus-5 –  die Kasachen nennen ihn Sunkar (Falke) –  das erste Mal vom Baiterek-Startkomplex aufsteigen. Für die Entwicklung von Sojus-5 sind ab 2018 umgerechnet rund 500 Millionen Euro vorgesehen.

Der erste bemannte Start von Wostotschny rückt damit in weite Ferne. Er erfolgt dann wohl mit dem perspektivischen superschweren Träger,  der nach den bisherigen Vorstellungen erst ab 2025 für Flüge zum Mond und darüber hinaus entwickelt werden soll.

Wostotschny hat bisher nur eine Sojus-Rampe für unbemannte Starts,  von der erst eine Rakete aufgestiegen ist. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau einer Rampe für die unbemannte Angara-Version begonnen werden. Die Kosten belaufen sich auf knapp eine Milliarde Euro,  wie offiziell mitgeteilt wurde.

Russland und Kasachstan hatten 2004 die Errichtung des Baiterek-Komplexes in Baikonur beschlossen. Anfangs waren hier Angara–  und ab 2013 dann Zenit-Starts geplant. Doch das Projekt wurde 2014 wegen der Ereignisse in der Ukraine aufgegeben,  wo die Zenit-Träger montiert wurden. Im Rahmen des russischen Föderalen Weltraumprogramms (FKP) 2016-25 wurde dann festgelegt,  die neue russische Mittelklasserakete von hier zu starten. Von Federazija als Nutzlast war allerdings keine Rede.

© Gerhard Kowalski

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