Mi. Apr 24th, 2024

Moskau,  28. November 2017 —   Die russische Raumfahrt hat am Dienstag einen schweren Rückschlag erlitten. Zu dem am Morgen um 06.41 Uhr deutscher Zeit vom neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet gestarteten Erderkundungssatelliten Meteor-M Nr. 2-1 konnte keine Verbindung hergestellt werden,  teilte der Staatskonzern GK Roskosmos mit. Grund dafür sei,  dass der Satellit seine geplante Umlaufbahn nicht erreicht habe.

Experten analysieren derzeit,  wie es dazu kommen konnte. Das Einschwenken der Fregat-Oberstufe mit dem Satelliten und 18 Nano-Sputniks auf seine Umlaufbahn in rund 825 Kilometern Höhe sollte um 7.42 Uhr erfolgen. Danach sollte die Übermittlung von Telemetriedaten beginnen. Doch der Satellit schweigt bisher,  weil er offenbar nicht an seiner Zielposition angekommen ist.

Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin,  Dmitri Peskow,  hat sehr schnell auf den Fehlschlag reagiert. Er rief dazu auf,  keine vorschnellen Schlüsse daraus zu ziehen. Zuerst einmal müssten die Informationen vor allem des zuständigen Staatskonzerns GK Roskosmos abgewartet werden.

Experten vermuten,  dass der Fehler zwischen der Abtrennung der Oberstufe von der dritten Raketenstufe und dem ersten Kontaktversuch aufgetreten ist. Möglicherweise sei die Oberstufe explodiert und bei der Antarktis ins Meer gestürzt

Der Raumfahrtexperte Alexander Sshelesnjakow befürchtet,  dass durch den Fehlschlag der Ruf Russlands als zuverlässiger Kosmosdienstleister leidet.

Der Start der  Sojus-2.1b-Trägerrakete mit Meteor-M Nr. 2-1 sowie den Nano-Sputniks,  darunter auch einer aus Deutschland,  war der zweite vom neuen Kosmodrom. Der Satellit sollte globale und lokale Aufnahmen von der Bewölkung,  der Erdoberfläche sowie von Eis- und Schneegebieten liefern.

Zu dem Start waren außergewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. So sind in den sogenannten Fallgebieten,  wo die tonnenschweren ausgebrannten Raketenstufen niedergehen,  rund 400 Sicherheitskräfte mit 85 Geländefahrzeugen und vier Hubschaubern stationiert worden,  um die örtliche Bevölkerung zu warnen.

Zugleich wurden entlang der Aufstiegstrasse im Abstand von 22 bis 55 Kilometern vom Kosmodrom entfernt vier Beobachtungszentren eingerichtet,  wo Interessierte den Start mit eigenen Augen verfolgen konnten.

Für den 22. Dezember ist ein weiterer Start geplant. Ob der nun stattfinden kann,  ist noch nicht gewiss.

Das neue Kosmodrom war am 28. April vergangenen Jahres in Anwesenheit von Präsident Putin eingeweiht worden. Von dem neuen Startplatz will Russland künftig einmal alle seine Trägerraketen und Raumflugkörper vom eigenen Territorium aufsteigen lassen.

Bislang gibt es hier aber nur eine Sojus-Rampe für unbemannte Missionen. In Kürze soll mit dem Bau einer Rampe für die schwere Angara-Rakete begonnen werden. Der erste Start von hier ist für 2021 geplant.

Bemannte Starts wird es in Wostotschny entgegen der früheren Planung in absehbarer Zeit nicht geben. Die finden weiterhin in Baikonur (Kasachstan) statt. Der unbemannte Jungfernflug des Nachfolgers des Sojus-Raumschiffs, Federazija, ist hier für 2021 vorgesehen,  die erste bemannte Mission für 2024. Als Träger dient dann die neue Sojus-5. Ursprünglich war dafür die Angara-5 in Wostotschny vorgesehen.

© Gerhard Kowalski

 

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