Fr. Apr 19th, 2024

Credit: Roskosmos
Credit: Roskosmos

Koroljow, 4. Juli 2010 — Große Erleichterung im russischen Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau: Im zweiten Anlauf ist es am Sonntagabend um 18.17 Uhr deutscher Zeit problemlos gelungen, den Frachter „Progress M-06M“ mit 2,6 Tonnen Nachschub an Bord automatisch an das „Swesda“-Service-Modul  der Internationalen Raumstation ISS anzudocken. Am Freitag war der erste Versuch zwei Kilometer vor dem Ziel von der Bordautomatik gestoppt worden. Die erfolgsgewohnten Russen hatte das offenbar derart geschockt, dass sie sich stundenlang in Schweigen hüllten.

 
Inzwischen konnte aber Entwarnung gegeben werden. Der Fehler lag nicht in den Systemen des Frachters begründet, von denen jährlich fünf oder sechs zur ISS fliegen, um sie mit allem Nötigen zu versorgen. Schuld war eine Störung an einer TV-Antenne, die zum „Toru“-Reservesystem gehört, mit dem die Besatzung der Station die „Progress“-Schiffe per Hand andocken kann, sollte deren „Kurs“-Automatik einmal versagen.
 
Die Automatik von „Progress M-06M“ habe im Gegenteil fehlerlos gearbeitet und folgerichtig den Annährungs- und Kopplungsvorgang sofort abgebrochen, als sich das Problem beim Einschalten der Antenne offenbarte, stellten die Raumfahrtagentur Roskosmos und das ZUP klar. Beim zweiten Kopplungsversuch wurde deshalb das Reservesystem und damit die Fehlerquelle abgeschaltet.
 
Hätte sich die Frachter-Automatik als Ursache herausgestellt, wäre allerdings eine längere Fehlersuche unausweichlich gewesen. Das hätte das ganze Programm möglicherweise erheblich durcheinander gebracht. Denn das nächste Raumschiff ist schon in Vorbereitung.
 
Nach Abbruch des ersten Kopplungsversuchs war „Progress M-06M“ durch zweimaliges Zünden seiner Triebwerke auf eine Parkbahn rund 300 Kilometer von der ISS entfernt dirigiert worden. Von dort erfolgte dann der neue Anlauf für das nunmehr erfolgreiche Andockmanöver am Sonntagabend.
 
Der Frachter war am Mittwoch vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) gestartet. Er bringt unter anderem 1127 Kilogramm Treibstoff, 300 Kilogramm Trinkwasser, 266 Kilogramm Lebensmittelkonserven, frisches Obst und Gemüse sowie wissenschaftliche Geräte, einen Strahlenschutzvorhang, Ersatzteile, Verbrauchsmaterial, Post und Päckchen für die sechsköpfige ISS-Besatzung auf die Umlaufbahn.
 
Die gut sieben Meter langen und über sieben Tonnen schweren „Progress“-Raumschiffe sind seit Januar 1978 in Dienst. Bisher sind weit über
100 davon zu den russischen Raumstationen und zur ISS geflogen. Die Frachter der neuesten „Progress M-M“-Serie sind digitalisiert und steuern seit November 2008 die ISS an.
(für ddp)

Schreibe einen Kommentar