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Berlin/Baikonur —  US-Multimillionär Richard Garriott, der seit Sonntag mit dem russischen Raumschiff „Sojus TMA-13“ auf dem Weg zur ISS ist, beschert seinem Land eine Premiere der besonderen Art: Denn selbst in den USA kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Kind den Fußstapfen seines Vaters ins All folgt. Richard Garriotts Vater, der heute 77 Jahre alt ist,  hat zwei Raumflüge auf seinem Konto. 1973 verbrachte er als einer der ersten Wissenschaftsastronauten 59 Tage in der US-Raumstation „Skylab“, und 1983 war er erneut mit dem Space Shuttle „Columbia“ unterwegs – diesmal für zehn Tage.

Für einen Weltrekord reicht es dem ersten „Astronauten der zweiten Generation“, wie er in den US-Medien genannt wird, aber nicht. Wenn Garriott am Dienstag mit seinem russischen „Sojus“-Kommandanten Juri Lontschakow und seinem Landsmann Michael Fincke an der ISS andockt, wird er dort von Sergej Wolkow empfangen, der als erstes Raumfahrerkind überhaupt bereits seit April auf der Umlaufbahn arbeitet. Sergejs Vater Alexander war zwischen 1985 und 1992 bei drei Flügen insgesamt 391 Tage in der Schwerelosigkeit.

NASA-Veteran Owen Garriott hat es sich nicht nehmen lassen, den Start seines Filius´ auf dem Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) persönlich zu beobachten. „Ich freue mich sehr, dass er sich selbst diese Möglichkeit verschafft hat“, sagte er stolz in einem Interview mit Blick auf die gut 30 Millionen Dollar, die dieser Flug gekostet hat. Sein Sohn sei in Nassau Bay bei Houston (Texas) unter Astronauten und Raumfahrtingenieuren aufgewachsen und habe zielstrebig auf diese Mission hingearbeitet.

Richard Garriott sagte vor dem Start, er freue sich besonders auf die Begegnung mit Sergej Wolkow. Er hoffe, genügend Zeit zu haben, um sich mit ihm ausführlich austauschen zu können.

Der US-Weltraumtourist hat nach eigenen Angaben den „Hauptteil“ seines Vermögens, das er als Designer von Coumputerspielen verdiente, in den Flug investiert. Deshalb geht es ihm auch nicht nur darum, den einmaligen Blick aus kosmischer Höhe auf unseren Blauen Planeten zu genießen. Im Gegenteil: Auch auf der Umlaufbahn erweist sich der 47-Jährige als gewiefter Businessman. So führt er viele Experimente durch, einige davon im Fremdauftrag – etwa für den Uhrenfabrikanten Seiko, das Paketunternehmen DHL, die NASA und die Europäische Weltraumorganisation ESA.

Auch ein Versuch zum Proteinwachstum, das von seiner Biotechfirma ExtremoZyme vorbereitet wurde, die er mit seinem Vater betreibt, und ein Experiment mit Ribonukleinsäuremolekülen von der Freien Universität Berlin gehören dazu. Auf diese Weise will Garriott die „Reisekosten“ so weit wie möglich wieder einspielen.
Daneben wirbt er aus dem All für den Sport, macht Bildungssendungen, fotografiert die Erde und  berichtet auf seiner Website (www.richardinspace.com) laufend über seine Sternenreise.

(Veröffentlicht am 12. Oktober 2008)