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Moskau/Paris, 24. August 2014 – Der Chef der Betreibergesellschaft Arianespace, Stephane Israel, hat die Bildung einer unabhängigen Kommission zur Untersuchung der Ursachen der „Galileo“-Panne angekündigt. Dem Gremium, das am Montag erstmals tagen soll, gehörten Vertreter von Arianespace, der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der EU-Kommission an, teilte Israel am Sonntag auf Twitter mit.

Die bisherigen Ermittlungen hätten noch zu keinem Ergebnis geführt, fügte der Manager hinzu. Zudem soll beraten werden, ob und wie die „Sojus“-Raketen nach der Havarie wieder schnellstmöglich an den Start gebracht werden können. Ob die Russen in die Untersuchung einbezogen werden, blieb zunächst offen.

Inwischen hat ein Experte des russischen Raumfahrtkonzerns „Lawotschkin“ die beiden Satelliten des europäischen Weltraumnavigationssystems, die am Freitag nicht ihre vorausberechnete Umlaufbahn erreicht haben, für verloren erklärt. „Lawotschkin“ baut die „Fregat“-Oberstufen für die „Sojus“-Tägerraketen. Die beiden Satelliten umkreisten die Erde derzeit auf einer Bahn zwischen 13.000 und 25.000 Kilometern, sagte der nicht näher benannte Experte der Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag. Ihr Treibstoff reiche aber nicht, um aus eigener Kraft die vorausberechnete Umlaufbahn von 23.500 Kilometern zu erreichen. Jetzt bestehe auch die Befürchtung, dass die ESA künftig auf die „Sojus“-Raketen verzichte und die „Galileo“-Satelliten nur mit den eigenen „Ariane“-Trägern starte.

Die Moskauer Raumfahrtagentur Roskosmos hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert, mit der die derzeitige Pannenserie der Russen nun auch im Ausland fortgesetzt wird. Insofern trifft die „Galileo“-Panne das Unternehmen und die russische Raumfahrt insgesamt in einem denkbar schlechten Moment.

Die je 730 Kilogramm schweren Satelliten, die auf einer Kreisbahn in 23.522 Kilometern Höhe ausgesetzt werden sollten, hätten nicht den vorausberechneten Orbit erreicht, hatte die Betreibergesellschaft Arianespace zuvor in Paris mitgeteilt, nachdem man zuerst den Start als großen Erfolg gefeiert hatte.   Inzwischen hat auch die EU-Kommission die Aufklärung der Ursachen der Havarie gefordert, die  ein schwerer Rückschlag für das „Galileo“-Programm ist.

Die „Sojus ST-M“-Rakete war am Freitag um 14.27 Uhr deutscher Zeit vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana gestartet. Mit “Galileo” Nummer 5 und 6 sollte die Errichtungsphase des europäischen Weltraumnavigationssystems beginnen, das in Konkurrenz zum US-Pendant GPS und zum russischen GLONASS-System steht.

Nach einer orbitalen Testphase sollten die Satelliten im Herbst ihren Betrieb aufnehmen.

© Gerhard Kowalski

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