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Von Gerhard Kowalski

Credit: G. Kowalski

Berlin,  27. März 2019 —  Die traurige Nachricht kam nicht ganz überraschend –   und doch macht sie die deutsche Raumfahrtgemeinde betroffen:   Waleri Bykowski,  der schon längere Zeit wegen einer schweren Krankheit nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist,  lebt nicht mehr. Er ist im 85. Lebensjahr gestorben,  wie das Kosmonautenausbildungszentrum (ZPK) Juri Gagarin am Mittwoch mitteilte.

Kein russischer Kosmonaut hatte so enge Beziehungen zu Deutschland wie Waleri Bykowski. Denn bei zwei seiner drei Raumflüge war der Kosmosveteran für die damalige DDR unterwegs:   1976 erprobte er zusammen mit seinem Bordingenieur Wladimir Axjonow die Multispektralkamera MKF-6 aus dem VEB Carl Zeiss Jena,  und zwei Jahre später fungierte er als Kommandant des “Sojus”-Raumschiffes,  mit dem NVA-Oberstleutnant Sigmund Jähn  als erster von inzwischen elf Deutschen in den Weltraum flog.

Staats- und Parteichef Erich Honecker verlieh beiden Raumfahrern für die “Bekräftigung des irdischen Bruderbundes auch im All”  den Karl-Marx-Orden und den Stern eines “Helden der DDR”,   bevor sie sich auf eine von vielen Menschen aufrichtig bejubelte Rundreise durch die Republik begaben. Und der Magistrat von Ostberlin machte die “Sternenbrüder”  zu den Ehrenbürgern Nummer 91 und 92 der Stadt –  eine Auszeichnung,  auf die Bykowski immer besonders stolz war.

Seit dieser Zeit war der “Kommandant”,  wie ihn Jähn respektvoll nennt,  häufiger und gern gesehener Gast –   zuerst in der DDR und dann im geeinten Deutschland. Das galt insbesondere für die traditionellen Raumfahrttage in Morgenröthe-Rautenkranz,  der vogtländischen Heimat Jähns.

Ende der 1980er Jahre war der bekennende Formel 1- und Schumacher-Fan Bykowski sogar für kurze Zeit Direktor des Hauses der sowjetischen Wissenschaft und Kultur in Ost-Berlin,  bevor er 1990 in den Ruhestand trat.

2003 hatte es sich Bundespräsident Johannes Rau nicht nehmen lassen,  Jähn und Bykowski in Morgenröthe-Rautenkranz auf einer großen Gala  persönlich zum 25. Jahrestag ihres gemeinsamen Fluges zu beglückwünschen. Auch ihren 30.  Jahrestag haben Jähn und Bykowski hier gebührend gefeiert,  diesmal schon in den Räumlichkeiten der neuen Raumfahrtausstellung,  die zu den bedeutendsten und interessantesten in Deutschland und darüber hinaus gehört.

Zum 35. und zum 40. Jahrestag 2013 und 2018 konnte Bykowski wohl schon aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nach Deutschland kommen.

Mit dem Tod von Bykowski leben nur noch zwei Mitglieder der berühmten 20-köpfigen Gagarinschen Garde:  Alexej Leonow und Boris Wolynow.

Die Trauerfeier  findet am Freitag um 12.00 Uhr im Haus der Kosmonauten des Sternenstädtchens statt. ++

 

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