Berlin, 20. Juni 2021 — Der deutsche Astronaut Ulf Merbold begeht am Sonntag seinen 80. Geburtstag. Der Lebensweg des promovierten Physikers aus dem thüringischen Vogtland ist mit Erstleistungen gepflastert. Er war 1983 der erste Nichtamerikaner, der mit einem US-Shuttle geflogen ist, und 1994 der erste ESA-Astronaut an Bord der russischen MIR-Station. Zudem war er der erste Bundesbürger im All und ist bisher der einzige deutsche Dreifachflieger. Sein Name ist auch eng verbunden mit der Entwicklung des Columbus-Moduls für die Internationale Raumstation ISS und der Lösung weiterer administrativer und wissenschaftlicher Aufgaben im Rahmen der ESA.
Merbold, der vor dem Bau der Berliner Mauer aus der DDR geflohen war, hat sich den Weg in die Raumfahrt in Eigeninitiative gebahnt. Er hat zudem immer wieder versichert, dass er seinem Landsmann aus dem sächsischen Vogtland und späterem DDR-General Sigmund Jähn nicht neidete, der erste Deutsche im All gewesen zu sein. Obwohl die Lebensläufe beider Männer unterschiedlicher nicht sein konnten, haben sie sich noch zu DDR-Zeiten auf internationalen Veranstaltungen im Westen angefreundet.
Den Fall der Mauer haben Merbold und Jähn bei einem ASE-Kongress in Saudi Arabien gemeinsam im Fernsehen erlebt. Beide hätten Tränen in den Augen gehabt, sagte der Jubilar. Er, weil damit die deutsche Teilung überwunden war, und Jähn, weil wohl sein Lebenstraum zerstört wurde.
Nach der Wende half Merbold Jähn in einer noblen Geste, beim heutigen Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und bei der ESA als Berater Fuß zu fassen. In dieser Eigenschaft hat der ihn dann wiederum dabei unterstützt, sich auf seine MIR-Mission vorzubereiten.
Seit dem Tod seines “guten Freundes” Jähn im September 2019 ist Merbold nun auch der Doyen der deutschen Raumfahrer.
(c) Gerhard Kowalski