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Credit: G. Kowalski
Credit: G. Kowalski

Berlin, 12. April 2011 — Ohne den „Paukenschlag“ von Juri Gagarin (1934-68) vom 12. April 1961 wären nach Ansicht von Sigmund Jähn die Amerikaner nicht schon am 20. Juli 1969 auf dem Mond gelandet. „Das darf man bezweifeln“, sagte der erste Deutsche im All der Nachrichtenagentur dapd in einem Interview zum 50. Jahrestag des ersten bemannten Raumfluges. Allerdings hätte auch ein Anderer das bemannte kosmische Zeitalter eröffnen können. „Gagarin wäre auswechselbar gewesen“, fügte Jähn hinzu.  Die Voraussetzungen für seinen Start vor den Amerikanern seien nicht personeller, sondern „wissenschaftlich-technischer Natur“ gewesen.

 
Der Ex-NVA-General glaubt auch nicht, dass die Entwicklung der sowjetischen Raumfahrt durch den frühen Tod des Weltraumpioniers beeinflusst wurde, wie oft behauptet wird. Als Gagarin am 27. März 1968 verunglückte, sei noch nicht klar gewesen, dass die Sowjetunion den Wettlauf mit den USA um die Mondlandung verlieren würde. Das dazu erforderliche neue „Sojus“-Raumschiff sei aber Ende April 1967 mit dem Kosmonauten Wladimir Komarow an Bord abgestürzt. Deshalb habe es bis Oktober 1968 gedauert, ehe „Sojus 2“ gestartet werden konnte.
 
Daneben habe Chefkonstrukteur Sergej Koroljow (1907-1966) schon die Weichen für den Bau langlebiger Orbitalstationen gestellt, betonte Jähn, der 1978 eine Woche lang in der Raumstation „Salut 6“ geforscht hat. „Bis heute trägt diese Konzeption“, fügte er mit Blick auf die Internationale Raumstation ISS hinzu.
 
Zudem würden die „strategischen Aspekte der Entwicklung, auch der bemannten Raumfahrt, nicht im Kosmonautenausbildungszentrum, sondern von der Industrie vorgegeben“, gab Jähn zu bedenken. Das heiße allerdings nicht, „dass die Chefs aus dem ´Sternenstädtchen´ keinerlei Einfluss gehabt
hätten, und Gagarin wäre sicher dort Chef geworden“. Ausschlaggebend seien aber die technischen Möglichkeiten und der Einfluss solcher Männer wie Koroljow und sein späterer Nachfolger Walentin Gluschko gewesen.
 
(für dapd)
 

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