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Credit: Gassijew/Roskosmos
Credit: Gassijew/Roskosmos

Moskau, 12. Juli 2011 — Die Geschichte des Weltraumpioniers Juri Gagarin muss 50 Jahre nach seinem historischen Flug vom 12. April 1961 zumindest in einem wichtigen Detail korrigiert werden. Noch zum Jubiläum, das mit großem Pomp und zahlreichen ausländischen  Gästen im Moskauer Kreml gefeiert wurde, war explizit von der 108-minütigen Erdumkreisung des sowjetischen Luftwaffenoffiziers die Rede, mit der die Ära der bemannen Raumfahrt eingeleitet wurde. Nun enthüllt die Fachzeitschrift „Nowosti kosmonawtiki“ am Dienstag auf ihrer Homepage, dass der Flug nur 106 Minuten gedauert hat. Das renommierte Blatt beruft sich dabei auf eines der rund 200 Geheimdokumente, die am Vorabend des 50. Jahrestages Gagarins zur Veröffentlichung freigegeben wurden. Bisher ist in allen offiziellen Dokumenten festgeschrieben, dass Gagarin um 9.07 Uhr Moskauer Zeit gestartet und um 10.55 Uhr gelandet sei.

Neue Landezeit und umfangreiche Nacharbeiten

Nach Angaben der Zeitschrift ist der Kosmonaut aber bereits um 10.53 Uhr auf einem Sturzacker bei dem Dorf Smelowka im Gebiet Saratow am Fallschirm niedergegangen. Sein Wostok-Raumschiff, aus dem er in etwa sieben Kilometern Höhe herauskatapultiert worden war, sei bereits fünf Minuten früher um 10.48 Uhr aufgeschlagen. Die Startzeit 9.07 Uhr vom heutigen Kosmodrom Baikonur wurde hingegen in den Dokumenten bestätigt.

„Nowosti kosmonawtiki“ berichtet darüber hinaus über viele weitere Details der Mission Gagarins, die bisher ebenfalls geheim oder nur teilweise bekannt waren. So seien im Vorfeld des Starts an der Konstruktion, an den Triebwerken und am Steuerungssystem der  Wostok-Trägerrakete noch sechs grundlegende Verbesserungen vorgenommen und eine Reihe anderer Fehler behoben worden. Beim Wostok-Raumschiff  habe es 72 Defekte und Beanstandungen gegeben. Zudem habe man in 48 Fällen Nacharbeiten und -justierungen an einzelnen Systemen durchgeführt sowie einige Ausrüstungen wieder demontiert, da die Kapsel zu schwer gewesen sei. Dazu gehörten zwei Versorgungsblöcke, Kabel, ein Gasanalysator und ein Gerät zum Erwärmen von Speisen. Selbst auf der Startrampe seien noch je ein Fehler an der Rakete und am Raumschiff beseitigt worden.

Probleme mit dem Lukendeckel und dem Tonbandgerät

So sei ein Fehler an der Einstiegsluke entdeckt worden, nachdem Gagarin bereits im Raumschiff Platz genommen und Funkkontakt zu Chefkonstrukteur Sergej Koroljow aufgenommen hatte. Um den Schaden an einem Sensor zu beheben, sei die Luke noch einmal geöffnet worden,  betont die Zeitschrift. Das sei auch insofern unumgänglich gewesen, als der Sensor eine wichtige Funktion beim Katapultieren Gagarins aus der Landekapsel nach Absprengung der Luke gehabt habe.

Der Kosmonaut selbst habe kurz vor dem Start noch Probleme mit seinem Tonbandgerät gemeldet, mit dem er seine Beobachtungen während des Fluges aufzeichnen wollte. Es funktioniere weder automatisch noch im Handbetrieb, habe er sich beschwert und die Bodenstation gebeten, das Band umzuspulen, schreibt die Zeitschrift. Das sei denn auch gelungen, allerdings nicht vollständig.

(für dapd)


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