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Berlin/Washington — US-Präsident George Bush hat mit der Unterzeichnung des Budgets der Luft- und Raumfahrtbehörde NASA für 2009 auch grünes Licht für die Fortsetzung des amerikanischen ISS-Programms gegeben. Das Haushaltgesetz fordere von der NASA, zwei weitere Shuttle-Versorgungsflüge zur Station in das Basisprogramm aufzunehmen, teilte das Weiße Haus in Washington am Donnerstag (Ortszeit) mit. Außerdem müssten „alle erforderlichen Schritte“ für eine dritte zusätzliche Mission unternommen werden, um ein milliardenteures Spectrometer zur Station zu bringen. Die Internationale Raumstation müsse „mindestens bis 2020 am Leben erhalten“ werden, heißt es weiter. Im Juni 2009 soll NASA-Chef Michael Griffin seine Strategie dafür vorlegen.

Der am Mittwoch von Bush unterzeichnete NASA-Haushalt sieht 2009 trotz der Wirtschaftskrise Ausgaben in Höhe von 20,2 Milliarden Dollar vor – etwa 15 Prozent mehr als im Haushaltsjahr 2008. Das Gesetz billigt ausdrücklich die Strategie des Präsidenten, erneut bemannt zum Mond zu fliegen. Mit rund 6,1 Milliarden Dollar ist der Löwenanteil des Geldes für sogenannte Weltraumoperationen vorgesehen, zu denen auch die Shuttle-Missionen gehören, die Ende 2010 eingestellt werden. 4,9 Milliarden Dollar sind für wissenschaftliche Programme geplant, 3,9 Milliarden  für die Erforschung des Weltraums.

In Russland wurde das Bekenntnis der Amerikaner zur ISS mit Erleichterung aufgenommen. Denn nach der bisherigen Planung soll die Station vorerst nur bis 2015 betrieben werden, und das russische bemannte Raumfahrtprogramm steht und fällt mit ihr. Auch Europa und Japan, die seit diesem Jahr mit den Forschungsmodulen „Columbus“ und KIBO über eigene ISS-Segmente verfügen, sind ebenfalls stark an einer Verlängerung der Nutzungsdauer bis 2020 interessiert, um ihre Kapazitäten effektiv nutzen zu können.

Nach Einstellung der Shuttle-Flüge 2010 lastet der gesamte Personen- und ein Großteil des Frachtverkehrs zur Station auf den Schultern der Russen. Die Europäische Weltraumorganisation ESA trägt allerdings mit dem automatischen Frachtraumschiff ATV erheblich zur Versorgung der ISS mit Treibstoff und anderem Nachschub bei. Der Start des zweiten Frachters nach „Jules Verne“ ist für 2010 geplant.

Der Chef der russischen Weltraumagentur Roskosmos, Anatoli Perminow, bezweifelt inzwischen, dass die Stammbesatzung der Station wie bisher vorgesehen schon 2009 auf sechs Astronauten verdoppelt werden kann. Eine endgültige Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, sie könne zudem nur von allen Beteiligten getroffen werden, sagte er. Perminow will deshalb in den nächsten Tagen schon mit der ESA über dieses Problem sprechen.

Zusätzliche Brisanz erhält dieses Thema durch die Ankündigung der NASA, sich ab 2011 nicht mehr finanziell an den Versorgungsflügen der russischen „Progress“-Frachter zur ISS beteiligen. Ob die Amerikaner dafür dann die Dienste der ESA in Anspruch nehmen wollen, ist noch nicht klar. Derzeit würden keine Verhandlungen mit den USA über die Nutzung der ATV geführt, sagte ein ESA-Sprecher.

(Veröffentlicht am 17. Oktober 2008)