Di. Dez 10th, 2024

Berlin/Baikonur — Großes Aufatmen in der kasachischen Steppe: Nach zwei Pannen bei den
Vorgängern ist das Raumschiff „Sojus TMA-12“ am Freitagmorgen problemlos von der Internationalen
Raumstation ISS zur Erde zurückgekehrt. Nach der Bilderbuchlandung bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wurden die russischen Kosmonauten Sergej Wolkow und Oleg Kononenko sowie US-Weltraumtourist Richard Garriott freudig in der kasachischen Steppe bei Arkalyk empfangen und in warme Decken gehüllt.

Für den Fall, dass wieder etwas schief gehen sollte, war eine ganze Armada von Bergungsfahrzeugen
aufgeboten worden. Doch eine knappe halbe Stunde vor der Landung um 05.37 Uhr MESZ kam Entwarnung. „Sojus“-Kommandant Wolkow meldete: „Alles normal!“, die Orbitalsektion habe sich „planmäßig“ von der Landekapsel abgesprengt. „Das ist eine gute Nachricht“, freute sich das Flugleitzentrum in Koroljow bei Moskau.

Die Pyrobolzen, die für den ungesteuerten Abstieg von „Sojus TMA-10“ und „Sojus TMA-11“ im Oktober vergangenen beziehungsweise April diesen Jahres verantwortlich gemacht werden, hatten diesmal funktioniert. Danach wurde die normale Landeautomatik aktiviert, und die tonnenschwere Kapsel schwebte auf einem optimalen Luftpolster zur Erde. Dabei kam eine neue Software zum Einsatz, die das Raumschiff sicher auf Kurs halten sollte.

Der Steppenwind, der den riesigen Fallschirm aufblähte, riss die Kapsel allerdings noch auf die
Seite, was die Bergung der Männer etwas erschwerte. Um sie einer nach dem anderen aus den Sicherheitsgurten zu befreien, musste die rußgeschwärzte Kapsel per Hand gerollt werden.

Mit dem Berufskosmonauten Wolkow und dem Hobby-Astronauten Garriott waren erstmals die Söhne von Raumfahrtveteranen im All. Wolkows Vater Alexander hat drei und Garriotts Vater Owen zwei Flüge auf seinem Konto. Er war auch einer der Ersten am Landeort und begrüßte stolz seinen Filius mit einem kräftigen Handschlag.

Garriott jun., der am 14. Oktober mit der neuen Stammcrew mit dem Russen Juri Lontschakow und seinem Landsmann Michael Fincke zur ISS gekommen war, wertet seine 12-Tage-Mission als vollen Erfolg. Er bedauere nicht, für diese Reise 30 Millionen Dollar bezahlt zu haben, sagte er. Er habe die ganze Zeit vom Vorbereitungstraining an genossen. Der Flug und der Aufenthalt in der ISS seien allerdings das „Sahnehäubchen“ gewesen.

Der Multimillionär, der sein Vermögen mit Computer- und Videospielen gemacht hat, will – ganz Businessman  – einen Teil der Kosten mit den wissenschaftlichen Experimenten refinanzieren, die er im Auftrag von Privatfirmen und Institutionen auf der Umlaufbahn durchgeführt hat. Zudem will er handsignierte Weltraumfotos vermarkten. Garriotts Kosmoserlebnisse können übrigens unter www.richardinspace.com nachgelesen werden.

Wolkow und Kononenko hatten seit April als 17. Stammbesatzung in der ISS gearbeitet. Zu ihren
Aufgaben gehörten auch zwei Ausstiege in den freien Raum, bei denen sie sich erstmals als „Minensucher“ betätigten. Denn sie entfernten an ihrem Raumschiff „Sojus TMA-12“ einen der inkriminierten Pyrobolzen. Offenbar haben sie dabei ins Schwarze getroffen.

(Veröffentlicht am 24. Oktober 2008)