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Berlin/Cape Canaveral — Vollgepackt mit Hausrat ist die US-Raumfähre „Endeavour“ nach einem perfekten Nachtstart seit Samstagmorgen zur Internationalen Raumstation unterwegs. Die kosmische Möbelfuhre hat sich erforderlich gemacht, weil die ISS-Stammbesatzung im nächsten Jahr auf sechs Astronauten verdoppelt werden soll. Dafür reicht die bisherige Ausstattung der Erdaußenstation in rund 350 Kilometern Höhe nicht mehr aus.

Kurz vor dem 10. Jahrestag des ISS-Baubeginns am 20. November 1998 bringen Shuttle-Kommandant Chris Ferguson und seine sechs Crew-Mitglieder unter anderem eine zweite Küche, neue Schlafkabinen, eine zusätzliche Toilette, Sportgeräte sowie eine Wasser- und eine Sauerstoffaufbereitungsanlage zur Station. „Damit wird unser Haus im All auf eine größere internationale Familie vorbereitet“, kommentierte ein NASA-Sprecher die Mission.

So erhält auch das US-Modul „Destiny“ eine Kombüse mit zwei Küchensets im Kofferformat samt Kühlschrank und  Wasserspender. In ihr können sechs warme Mahlzeiten gleichzeitig angerichtet und die Astronauten mit heißem und kaltem Wasser versorgt werden.

Die neuen Schlafkojen werden im amerikanischen Verbindungsmodul „Harmony“ installiert. Hierher können sich die Raumfahrer nach dem stressigen Bordalltag zurückziehen und auch ungestört per Laptop mit ihren Lieben kommunizieren.

Die zweite Toilette wird ebenfalls im „Destiny“-Modul untergebracht. Das bisher einzige „stille Örtchen“ im russischen Segment der Station hatte in letzter Zeit nach vielen Jahren zuverlässiger Arbeit mehrfach den Dienst versagt. Den handwerklichen Fähigkeiten der Astronauten ist zu verdanken, dass es immer wieder mit Bordmitteln repariert werden konnte. Zeitweilig mussten die Männer und Frauen aber auf ein chemisches Behelfsklo in der „Sojus“-Kapsel ausweichen, die als „Rettungsboot“ an der Station verankert ist. Zu der Toilette, die rund 20 Millionen Dollar gekostet hat, gehört auch ein neues Recyclingsystem, das Urin in Trinkwasser umwandelt.

Die „Endeavour“-Crew, darunter zwei Damen, muss sich aber nicht nur als Möbelpacker betätigen. Bei dem Gemeinschaftsflug mit der ISS warten auf sie auch vier „Weltraumpaziergänge“. Dabei geht es vorrangig um Reparaturarbeiten am defekten Drehgestell eines Sonnensegels.

Die Astronauten haben zudem ein historisches UNO-Dokument im Gepäck: Eine Kopie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die vor nunmehr fast 60 Jahren, am 10. Dezember 1948, in Paris unterzeichnet worden war. Sie soll im europäischen Wissenschaftsmodul „Columbus“ einen Ehrenplatz erhalten. Angesichts der Tatsache, dass Menschen auch heute noch unterdrückt werden, könne diese Erklärung ihren Platz symbolisch „über“ der Weltbevölkerung finden, begründete der französische Astronaut Leopold Eyharts diese Initiative der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Bei der Rückkehr zur Erde am 29. November wird Missionsspezialistin Sandra Magnus fehlen. Sie bleibt als zweite Bordingenieurin der 18. Stammbesatzung an der Seite ihres Landsmanns Michael Fincke und des Russen Juri Lontschakow in der ISS. Dafür darf US-Astronaut Greg Chamitoff, der seit Juni in der Station arbeitet, mit nach Hause fliegen.

(Veröffentlicht am 15. November 2008)