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Credit: Roskosmos
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Berlin/Moskau, 27. Dezember 2009 — Wenn es den Titel eines „Raumfahrers des Jahres“ gäbe, wäre der Russe Maxim Surajew ein heißer Anwärter darauf. Der Blondschopf ist die Stimmungskanone in der Internationalen Raumstation ISS. Schon vor seinem Start Ende September hatte er mit lockeren Sprüchen auf sich aufmerksam gemacht. Auf die

Frage, wie er denn die zwölf Jahre Wartezeit auf seinen Flug verkraftet habe, sagte er: Bei mir ist das wie bei einem guten Cognac – er muss reifen. Vielleicht hat man ihn ja auch deshalb an die Seite des kanadischen Zirkusdirektors Guy Laliberté gestellt, der mit ihm als zahlender Weltraumtourist zur Station geflogen ist. Beide hatten auf jeden Fall viel Spaß daran, sich dort mit roter Clownnase zu präsentieren und die ganze multinationale Crew mit ihrer Fröhlichkeit anzustecken.
 
Die gute Laune ist auch nach der Rückkehr des Kanadiers nicht verflogen. Mehr noch: Surajew, der bis zum Frühjahr 2010 auf der Umlaufbahn bleibt, verbreitet sie nun auch im Internet. Er ist als erster russischer Kosmonaut unter die Blogger gegangen und mischt dabei die bis dato humorlose offizielle Weltraumberichterstattung Moskaus kräftig auf. Der Einstieg war zwar etwas holprig, und die ersten Blogs wirkten gedrechselt, als habe da noch jemand „von oben“ die Hand im Spiel gehabt. Doch schon bald lief der 37-jährige Luftwaffen-Oberstleutnant zur Hochform auf.
Inzwischen ist er auf dem besten Wege zum Kultstar, der auch international Furore macht.
Unkonventionell und höchst anschaulich berichtet Surajew in Wort und Bild über die harte Arbeit und das tägliche Leben in der Hightech-Maschine. Tabus oder „Betriebsgeheimnisse“ scheint er nicht zu kennen. Selbst Hollywood-reife Slapsticks hat er auf Lager. So war er jüngst in James Bond-Manier mit Sonnenbrille und der „neuesten Errungenschaft der Verteidigungsindustrie“ in der Hand zu sehen. Das wie eine futuristische Laserpistole aussehende Geräte habe eine „Doppelfunktion“, erklärte er. Zum einen könne man mit ihm die „Gespräche der amerikanischen Astronauten in ihrem ISS-Segment abhören“ und zum anderen Angriffe von Aliens auf die Station abwehren. „Alles nur Scherz“, fügte er dann aber schnell hinzu. Das geheimnisvolle Gerät sei nur eine „Wärmepumpe“, die er gerade ausgetauscht habe.
 
Auch um ernste Antworten ist der Vater zweier kleiner Töchter nicht verlegen. So wollte eine Neuntklässlerin von ihm wissen, ob der Mensch seine „moralische Prüfung im Weltraum“ bestehe. „Ja“, antwortete Surajew, in der ISS spüre man „die Verantwortung für die ganze Menschheit“. Hier könne man vor den Problemen nicht wie auf der Erde weglaufen, sondern müsse sich ihnen stellen und dabei  „die besten Eigenschaften der menschlichen Natur“ an den Tag legen.
 
(Material für ddp)
 

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