Di. Okt 22nd, 2024
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Baikonur, 27. Mai 2014 — Auf dem Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ist alles für den Start des deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation ISS bereit. Die „Sojus-FG“-Trägerrakete mit dem Raumschiff „Sojus TMA-13M“ an der Spitze, das den Deutschen und seine Teamkollegen Maxim Surajew (Russland) und Reid Wiseman (USA) auf die Umlaufbahn bringen soll, steht seit Montagmorgen auf der Startrampe Nr. 1, dem sogenannten Gagarin-Start, und muss nur noch betankt werden. Der Start ist für Mittwochabend 21.56 Uhr deutscher Zeit (23.56 Uhr Moskauer Zeit) geplant. Knapp sechs Stunden später – um 03.48 Uhr – soll die „Sojus“-Kapsel mit den drei Männern an Bord automatisch an der Station anlegen.

Mit Gerst, Surajew und Wiseman erreicht die 40. ISS-Stammbesatzung wieder ihre Sollstärke von sechs Mitgliedern. Derzeit arbeiten die Russen Alexander Skworzow und Oleg Artemjew gemeinsam mit ihrem amerikanischen Kollegen Steve Swanson allein in der Station.

Dem Start wohnen neben zahlreichen Politikern und führenden Persönlichkeiten der Raumfahrtbranche auch die beiden ersten Deutschen im All, Sigmund Jähn und Ulf Merbold, bei. Jähn war von der Rampe, von der Juri Gagarin am 12. April 1961 als erster Mensch in den Weltraum flog, 1978 zur sowjetischen Raumstation „Salut 6“ aufgebrochen. 16 Jahre  später folgte ihm Merbold bei seiner MIR-Mission, nachdem er zuvor bereits zweimal mit einem US-Shuttle (1983 und 1992) unterwegs war. Merbold ist damit der bisher einzige deutsche Dreifachflieger – ein Rekord, der auf absehbare Zeit nicht gebrochen wird.

Gerst, der mit einem ESA-Ticket fliegt,  wird während seiner sechsmonatigen Reise, die unter dem Motto „Blue Dot“ („Der blaue Punkt“ – als Synonym für das Aussehen der Erde aus dem fernen Weltraum) steht, über 100 Experimente durchführen. 35 davon kommen aus Europa, vor allem aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Landung ist für den 11. November vorgesehen.

Der 38 Jahre alte promovierte Geophysiker ist der elfte Deutsche im All, der nach Thomas Reiter zweite deutsche Langzeitflieger und der sechste Deutsche, der mit einem russischen „Sojus“-Raumschiff aufsteigt.

Der Mittwoch-Start ist der 120. bemannte Start einer „Sojus“-Rakete mit einer gleichnamigen Raumkapsel. Der erste fand 1967 statt und endete für den sowjetischen Kosmonauten Wladimir Komarow tödlich, weil das Fallschirmsystem bei der Landung versagte.

© Gerhard Kowalski