Sa. Jul 27th, 2024
Credit: G. Kowalski

Liebe Besucher meiner Homepage!

In Vorbereitung auf den bevorstehenden 40. Jahrestag des Fluges von Sigmund Jähn als erster Deutscher ins All habe ich mich in einem Brief an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel gewandt. Angeregt durch die Aussage der Kanzlerin auf dem CDU-Sonderparteitag zur Koalition,  dass sie als Regierungschefin natürlich auch die Belange der Ostdeutschen im Kabinett vertrete,  in dem es bekanntlich keine ostdeutschen Unions-Minister gibt,  habe ich sie gefragt,  ob es an der ostdeutschen Herkunft Jähns liege,  dass man seinen 80. Geburtstag im vergangenen Jahr „vergessen“  habe –   und was denn nun zum Jubiläum geschehe.

Daraufhin erhielt ich aus dem Referat Koordinierung in Angelegenheiten der neuen Länder,  Demografischer Wandel namens der Kanzlerin zur Antwort:  „Ich möchte Ihnen versichern,  dass die Herkunft von Herrn Sigmund Jähn aus der DDR nicht das Kriterium für die Entscheidung darstellte,  ihm kein Glückwunschschreiben der Bundeskanzlerin im letzten Jahr zu übersenden.“  Auf meine Rückfrage,  woran es denn sonst gelegen habe,  erhielt ich keine Antwort mehr.

Diese bekam ich jetzt offenbar durch den neuen Traditionserlass der Bundeswehr,  in dem die NVA der DDR mit der Nazi-Wehrmacht gleichgestellt wird. Als Ausnahme für NVA-Angehörige lässt man gelten,  wenn sie sich gegen die SED-Herrschaft aufgelehnt haben.

Als Raumfahrtjournalist,  der Jähns Weg seit über 40 Jahren begleitet,  weiß ich,  dass er sich nicht gegen die DDR-Führung aufgelehnt hat. Ich weiß aber,  dass sich der NVA-General „freiwillig vereinnahmen“  ließ,  wie er es selbst nennt.

Mit Sigmund Jähn wurde die DDR 1978 nach der UdSSR,  den USA,  der CSSR und der VR Polen bekanntlich zum fünften Land der Erde mit einem eigenen Kosmonauten. Zudem war er selbst der 90. von bisher rund 550 Menschen im All. Ich bin immer davon ausgegangen,  dass er seine Pionierleistung in das geeinte Deutschland mit eingebracht hat. Immerhin hat er nach seiner Entlassung aus der NVA gut die Hälfte der heute elf deutschen Raumfahrer als hoch geachteter Berater auf ihrem Weg in den Weltraum begleitet.

Ich frage mich jetzt,  wie die Bundesregierung Jähns Rolle nach dem neuen Traditionserlass sieht?

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Kowalski

(Ex-Stabsgefreiter der NVA –  gedient in Pasewalk von 1960-62)

16 Gedanken zu „In eigener Sache“
  1. Aus tiefsten Herzen gesprochen (geschrieben). Über die derzeitige Russlandhetze will ich gar nicht sprechen. Politisch befinden wir uns im tiefsten Mittelalter.

    MfG
    Jürgen Heimhalt

    (gedient auf Prora 1970-1973)

  2. Konsequenterweise möchte die Bundeswehr das Militärhistorische Museum in Dresden nun sicher nicht mehr länger mit dem Landeapparat von Sojus 29 belasten.

    Andi Wüstner
    (Zivi a.D.)

  3. Das ist eine der spannenden Fragen, deretwegen ich mich zu Wort gemeldet habe.

    Aber wie ich unsere Regierung kenne, hat man auch das noch nicht zu Ende gedacht.
    Denn sonst wäre die Antwort auf meinen Brief sicher nicht so lapidar ausgefallen.

    GK

  4. Es macht leider traurig und ist gleichzeitig erschreckend, wie unsere neue Regierung mit ihrer „Macht“ umgeht. Da ist nicht verwunderlich, dass ein „gemeinsamer“ Weltraum-Pionier in keinster Weise erwähnt wird. Aber es würde ja keinen politischen Benefit bringen, würde Frau Merkel hier ein Wort drüber verlieren. Schade, denn so werden auch unsere anderen bewunderungswürdigen Raumfahrer eingestuft.

  5. Gerhard, da stehe ich voll zu dir. Es ist eine Schande, wie unsere derzeitige Kanzlerin mit unserem verdienstvollen Kosmonauten umgeht. Angeblich hätte sie sogar erst von Ulf Merbold erfahren, dass auch die DDR einen Menschen im All hatte. Klingt wie ein Witz, ist es aber leider nicht. Lass uns bitte wissen, wie das weitergeht.

  6. Herr Römisch,
    das bedeutet doch auch, dass unsere Kanzlerin überhaupt keinen Bezug zur deutschen Geschichte hat. Und jetzt????

  7. Hallo alle zusammen ! Was hier in der Angelegenheit um Siegmund Jähn abläuft möchte ich als Schmierentheater einer Bananen-Republik bezeichnen.Das hatten wir doch schon alles einmal! Fand oder findet sich denn niemand in Berlin, der mal kräftig auf den Schreibtisch haut und Taceles mit der/den Staatsspitzen redet ? Wie in vielen Bereichen des öfentlichen Lebens steht für mich die Frage : WO LEBEN WIR DENN ?? Traurig aber besonders für Siegmund Jähn, das hat der 1. Deutsche im All nicht verdient ! Für uns „Normalos“ ein trotzdem schönes und besinnliches Osterfest von Micha.

  8. Ich denke, dass die Kanzlerin früher oder später meine Frage beantworten wird.
    Ich habe das Problem benannt, wie es sich für einen Journalisten gehört, nun müssen andere ran.

    GK

  9. am freitag führte mich nach langer zeit die sendung riverboat im mdr die spur auf dich. dein bruder sprach neben vielen klugen erklärungen zur aktuellen gechicchte auch zur aussage, einer seiner brüder sei journalist.
    mit diesem bruder war ich bis 1957 in einer seminargruppe.
    schön, was aus uns gewoeden ist und wie gut damals und dauerhaft ausbildung und erziehung waren,
    das ist auch der grund dafür, sich einmaal bei dir zu melden. seit 1957 war ich bis zm vorruhestand und der entlassung aus strukturellen gründen in halle bei der bezirkspresse.

    herzlich wolfgang grunert

  10. ieber Herr Kowalski, habe eben mit großer Freude Ihren Artikel im Tagesspiegel vom 11.04.2021 gelesen. Danke

    Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.

    Ich hoffe, Sie wissen noch, mit wem Sie es hier zu tun haben und grüße Sie herzlich Karen Maruhn

  11. Liebe Frau Maruhn,

    danke für die Blumen. Ich wusste nicht, dass Sie den Tagesspiegel lesen. Ich hätte eher auf die Financial Times getippt.

    GK

Schreibe einen Kommentar